Enkeltauglich Leben als regionales Vernetzungs-Werkzeug in Vorarlberg – Interview mit Ingrid Böhler

Interview mit Ingrid Böhler  
Fotostudio Christine Kees

Seit 13 Jahren arbeitet Mag. Ingrid Böhler in Vorarlberg verantwortlich im Fachbereich PfarrCaritas & sozialräumliches Handeln. Sie organisiert Unterstützungsangebote für Menschen in Not, Fortbildungsprogramme für ehrenamtlich sozial engagierte Menschen in Pfarreien und Gemeinden und initiiert erfolgreiche Projekte in den unterschiedlichen Arbeitsfeldern des Fachbereichs, wie z.B. in der YoungCaritas.

Lesen Sie hier im Interview mit Ingrid Böhler, wie sie mit einem Team von Spieleleiter*innen das Spiel Enkeltauglich Leben (EL) als regionales Vernetzungs-Werkzeug in Vorarlberg einsetzen will.

Franz:
Hallo liebe Ingrid!
Wie hast du denn EL kennengelernt und was hat dich bewogen, das Spiel nach Vorarlberg bringen zu wollen?

Ingrid:
Ich habe im Veranstaltungsprogramm des Bildungshauses St. Virgil in Salzburg von diesem Angebot gelesen.
Die Nachhaltigkeit dieses Konzepts hat mich von Anbeginn davon überzeugt, dass EL ein sehr wirksames Instrument ist, langfristig eine Veränderung des persönlichen Verhaltens bei den teilnehmenden Spieler*innen zu bewirken. So wollte ich das Format kennenlernen und nach Vorarlberg holen.

Franz:
Nach einem Kennenlern-Telefonat trafen wir beide uns im Januar 2020 bei einer Mitmachkonferenz in Lindau, wo ich das EL-Spiel vorstellte. Und danach ging es „Schlag auf Schlag“.

Ingrid:
Unser Treffen in Lindau hat mich noch mehr darin bestätigt, das EL-Spiel in Vorarlberg zu verbreiten. Zudem war es auch sehr fein, dich als Projektleiter von EL und als meine Ansprechperson für unser gemeinsames Projekt persönlich kennenzulernen.
Und aus meiner Grund-Idee, das Spiel nach Vorarlberg zu holen, ist schlussendlich viel mehr geworden: ein „Komplett-Angebot“ mit einer Info-Veranstaltung, dem ½-jährigen EL-Spiel, einer öffentlichen Abschluss-Veranstaltung und einer integrierter Zertifizierung.

Franz:
Warum dieses „Komplett-Paket“?

Ingrid:
Für mich war ein großes Anliegen, möglichst viele Systempartner*innen von Anfang an mit ihren Netzwerken einzubinden. So entstand die Idee, potentielle Netzwerk-Partner zu einer Info-Veranstaltung mit dir einzuladen, gemeinsam im Netzwerk das erste EL-Spiel in Vorarlberg zu spielen und dann möglichst viele Teilnehmer*innen hier vor Ort zu zertifizieren … unser „Komplett-Angebot“.
Für uns alle war das eine win-win-Situation, da wir jetzt – nicht einmal 1 Jahr später – 7 zertifizierte Spieleleiter*innen aus unterschiedlichen Organisationen in Vorarlberg haben und EL zukünftig in verschiedenen Netzwerken und Zielgruppen anbieten können.
Foto: Caritas Vorarlberg
Die Kurs-Teilnehmer*innen:
stehend v. links: Ingrid Böhler, Jürgen Mathis, Franz Galler, Sylvia Kink-Ehe, Ulrike Amann, Andreas Bertel
vorne v. links: Birgit Häusle, Sabine Fulterer, Marlies Enenkel-Huber, Gaby Gohm

Franz:
Du hast das Spiel auch selbst mitgemacht – was hast du dabei erlebt?

Ingrid:
Ich weiß schon seit langem, dass ich neue Methoden am besten im Tun erlernen kann. Deshalb wollte ich dieses Spiel selbst spielen, es kennenlernen und die Methodik hinter der Idee erfahren. Das Zertifizierungs-Wochenende mit dir hat diese Erfahrung dann nochmals wunderbar verdichtet. Persönlich habe ich sehr profitiert von diesem Spiel, da ich manche Verhaltensweisen (wie z.B. mein Einkauf-Verhalten) ändern konnte. Die Aufgaben haben einen Nachdenk-Prozess in mir ausgelöst, der auch nach Spielende nicht abgebrochen ist.

Franz:
Trotz Corona hat es dann ja ganz gut geklappt. Vor allem die Idee, am Ende des Spiels einen öffentlichen Abschluss- und Info-Abend zu machen, fand ich besonders gelungen.

Ingrid:
Corona hat uns auch beim Spiel EL eingeholt und so haben wir in Lockdown-Zeiten auf ZOOM umgestellt. Das Spiel ließ sich so auch gut umsetzen, wobei uns die persönlichen Treffen schon besser gefielen. So waren wir auch sehr froh, dass wir den Abschlussabend in einem feierlichen Rahmen im Jugend- und Bildungshaus St. Arbogast abhalten konnten. Zugleich haben wir diesen Abend auch dafür genutzt, das Spiel unter den Systempartnern nochmals zu bewerben.
Das Spiel war für alle Teilnehmenden eine wichtige Erfahrung, von der jede/r nachhaltig profitieren konnte. Ich glaube, die großartige Feier zum Abschluss brachte das nochmals ganz deutlich zum Ausdruck.
Besonders gefreut hat uns auch, dass Caritasdirektor Dr. Walter Schmolly, Gebhard Moser von der GWÖ Vorarlberg und viele Kolleg*innen und Freunde aus den unterschiedlichsten Organisationen dabei waren.

Franz:
Und trotz Corona ist zwischenzeitlich schon wieder viel Neues passiert … ihr gebt in Vorarlberg ganz schön Gas  :) …

Ingrid:
Leider hat uns Corona ein wenig ausgebremst und so konnten wir ein geplantes EL-Spiel im Herbst 2020 nicht durchführen. Auch in diesem Jahr müssen wir mit dem Start der Spiele noch ein wenig warten.
Wir haben aber den Herbst genutzt, um die Spielidee für die Zielgruppe der Jugendlichen anzupassen.
Sabine Fulterer und Sylvia Kink-Ehe von der youngCaritas haben im Rahmen des Sozialzertifikats mit dm-Lehrlingen ein EL-Spiel begonnen. Insgesamt werden 46 Lehrlinge teilnehmen.
Das Besondere daran ist, dass wir die Inhalte und Unterlagen maßgeschneidert für Jugendliche adaptiert haben. Wir haben auch den Namen geändert – der neue Titel lautet #gameofchange.
Bis jetzt kommt das Spiel bei den Lehrlingen sehr gut an und sie arbeiten aktiv mit. Die Gruppenaufgaben setzen sie in ihren Arbeitsstätten um. Wir freuen uns sehr, dass dm hier eingestiegen ist und der Start so gut geklappt hat. Im Juli findet die Zertifikatsverleihung in einem feierlichen Rahmen statt und wir möchten diese Feier wieder dazu nutzen, das Spiel weiter zu bewerben.

Franz:
Gratuliere euch – ein super Erfolg!
Und was steht dieses Jahr noch an …

Ingrid:
Damit EL in Vorarlberg weiter wächst haben wir Spieleleiter*innen eine Projektgruppe gegründet. Ziel ist, EL mit möglichst vielen Menschen zu spielen.

Franz:
Bei wem dürfen sich denn an EL Interessierte aus Vorarlberg melden?

Ingrid:
Ansprechpartner für EL in Vorarlberg sind für …
* Gemeinwohl-Ökonomie Vorarlberg –  moc.nnama-ekirlunull@ofni
* einfach.fair.lebenta.greblrarov-ehcrik-htaknull@sihtam.negreuj
* PfarrCaritas Vorarlbergta.satiracnull@relheob.dirgni
* youngCaritas Vorarlbergta.satiracnull@reretluf.enibas

Franz:
Dann weiterhin viel Erfolg mit EL und Alles Gute ins „Ländle“!
Dein Abschluss-Fazit …. ?

Ingrid:
Kleine und große Veränderungen beginnen immer „bei mir“ und „in meinem Leben“. EL ist dafür ein idealer „Initialzünder“!