Gemeinsam spielerisch & effektiv den C02-Fußabdruck senken – Praxis-workshop mit Franz Galler in München

Gemeinsam spielerisch & effektiv den C02-Fußabdruck senken!
Praxis-workshop mit Franz Galler am 17. Juli in München

5-10 Teilnehmer*innen treffen sich ein 1/2 Jahr lang 1 x im Monat in einer Gruppe von Gleichgesinnten. In Freude kommen sie ins gemeinsame Tun  und lernen spielerisch voneinander.
Zuerst erstellt jede/r den persönlichen C02-Fußabdruck und wir machen uns die Hintergründe und Auswirkungen des Klimawandels bewusst. Die folgenden Kurstage befassen wir uns jeweils mit einem Klima-wichtigem Thema: Ernährung, Konsum, Gebäude/Energie und Mobilität.
Nach dem Kurs haben wir zwei große Ziele erreicht:
* über 90 % unserer selbst gesetzten Aktionen wurden umgesetzt
* wir haben etwas für eine nachhaltige klimafreundliche Vernetzung in unserer Region getan
Lesen Sie hier, wie das Spiel für Privatpersonen funktioniert und warum ich so begeistert davon bin!
Franz Galler Projektleiter – Spieleleiter – Dozent – www.nachhaltige-region.de

Ort: Katholische Akademie (Saal), Mandlstr. 23, 80802 München

Wann: Samstag, 17.7. von 18:15-19:30 Uhr

Kapazität: max. 50

Anmeldung: www.muenchen2040.de
Projektbüro München 2040, Preysingstraße 93 | 81667 München

 

„Klimatalk“ oder „Wie komme ich mit anderen in ein gutes Gespräch übers Klima?“ – wöchentlicher „Klimatalk“ ab 3. Juli

Kostenloses Veranstaltungsformat der Erzkiözese München-Freising, Abt. Umwelt
Bild: Erzdiözese München-Freising

„Klimatalk“ oder „Wie komme ich mit anderen in ein gutes Gespräch übers Klima?“

Das Format des „Klimatalks“ war im April sehr erfolgreich und geht im Juli für alle, die noch nicht dabei waren, in die zweite Runde!

Manchmal finden wir uns in Situationen wieder, in denen „Klima“ zum Thema wird oder wir es zum Thema machen wollen. Oft stellen wir fest, dass unsere Argumente für nachhaltige Lösungen keinen Anklang finden – „Klimawandelleugner“ und die „Weiter-so-Fraktion“ setzen sich oft durch. Die Abteilung Umwelt der Erzdiözese München-Freising bietet in Zusammenarbeit mit der Psychologin Dr. Elisabeth Frank hierzu ein neues kostenloses Format an – seien Sie dabei!

Was können wir tun, dass ein gutes, konstruktives Gespräch entsteht, das andere ermutigt, für die Bewahrung der Schöpfung einzutreten?
In diesem 2-stündigen Seminar geht es um hilfreiche Strategien und Lösungen vor dem Hintergrund von Erkenntnissen zur Psychologie in der Klimakommunikation. Wir tauschen uns aus und reflektieren unsere Erfahrungen. Kurze Übungs-Sequenzen im geschützten Rahmen lockern das Ganze auf und festigen neue Erkenntnisse.

Uhrzeit: jeweils 19:30 bis 21:30 Uhr; Check-in für technische Fragen, Mikrofon-und Kameratest jeweils ab 19:15 Uhr

Termine:
* Samstag, 03.07.2021
* Montag, 05.07.2021
* Freitag, 16.07.2021
* Dienstag, 20.07.2021
* Mittwoch, 28.07.2021
(Es handelt sich um eine einmalige Veranstaltung, d.h. die Termine sind jeweils Wiederholungs-Veranstaltungen, bei denen inhaltlich kein Unterschied besteht

TeilnehmerInnenanzahl: mindestens 6, maximal 16

Ort: Die Veranstaltung der Erzdiözese München-Freising ist kostenlos und findet via Zoom statt. Die Zugangsdaten werden bei der Anmeldung bekannt gegeben.

Anmeldung: Per E-Mail unter moc.liamgnull@76.knarF.htebasilE (bitte auf den Punkt vor „67“ achten)

Leitung: Dr. Elisabeth Frank, Psychologin mit Schwerpunkt Arbeits-& Organisationspsychologie und Sozialpsychologie; ehrenamtlich aktiv im Klimaschutz und in einer Klima-AG in mehreren Münchner Pfarreien.

 

Neu: Klimafreundlich Leben Kurse für Unternehmen & Organisationen – Forum Nachhaltigkeit Wirtschaften lädt ein!

Angebot: Schnupper-Kurse „Klimafreundlich Leben“ am 22. und 24.6.
CO2-Fußabdruck senken – gemeinsam.konkret.wirkungsvoll
Sie beschäftigen sich als Unternehmen oder Organisation schon länger mit der Frage, wie Sie klimafreundlicher bzw. klimaneutral wirtschaften können?
Sie haben dazu schon einige Schritte unternommen und würden nun gerne Ihre Mitarbeitenden mehr für die Themen „Nachhaltigkeit“ und „Klimaschutz“ sensibilisieren?

Die Kurse „Klimafreundlich Leben“ bzw. „Klimafreundlich Wirtschaften“ bieten Ihnen diese und mehr Möglichkeiten.

Online Schnupper-Kurse mit Franz Galler und Peter Ranzinger am
22.6.               9.30 bis 11.30 Uhr oder
24.6.               18-20 Uhr


Lesen Sie hier ausführliche Informationen zum konkreten Angebot von Forum Nachhaltig Wirtschaften mit Terminen, zwei verschiedenen Kurs-Varianten, Preisen und Kontakt-Möglichkeit!

Mit sinnvollen Kompensations-Maßnahmen KLIMANEUTRAL werden! 

Erfahren Sie hier im Interview mit Hermann Hofstetter Interessantes rund um die alles entscheidende Klima-Frage, den CO2-Fußabdruck, sowie am Beispiel fünf konkreter Schritte, wie jede/r im Sinne des Pariser Klimaschutz-Abkommens KLIMANEUTRAL werden kann …
Hermann Hofstetter mit selbstgebautem Insektenhotel Foto: Dr. Gabriele Riffert

Hermann Hofstetter ist Referent für Schöpfungsverantwortung der Erzdiözese München und Freising und Umweltmanagementbeauftragter des Ordinariats. Er ist im Vorstand vom TAGWERK Förderverein „Unsere Bio Nachbarn“ und Mitglied im Spezialist*innen-Team von Klimafreundlich Leben.

Für „Erst-Leser“ – was ist bisher bei den ersten 4 Schritten passiert?
* der 1. Schritt war eine „wachrüttelnde Klima-Ist-Analyse“ von Hermann Hofstetter – wir haben dabei festgestellt, wie wichtig es auf dem Weg zur persönlichen Klimaneutralität ist, diese Ist-Situation zu akzeptieren UND ins Handeln zu kommen
* mit dem 2. SchrittEffizienz“ zeigten wir auf, wie die/der durchschnittliche Deutsche mit 4 konkreten Maßnahmen relativ leicht den persönlichen C02-Fußabdruck von 11,6 to auf ca. 9,5 to reduzieren könnte.
* im 3. SchrittSubsistenz“ – der Strategie des „Tauschens von Produkten und Verhaltensweisen“ – senkten wir durch weitere 4 konkrete Maßnahmen den persönlichen C02-Fußabdruck nochmals um 4 to auf ca. 6 to
* im 4. Schritt – dem „Königsweg der Suffizienz“ – befreiten wir uns von Konsumzwängen und unnötigem Ballast und propagierten das „gute Leben für Alle“. Mit 4 Beispiel-Maßnahmen reduzierten wir den persönlichen C02-Fußabdruck erheblich auf einen Rest von ca. 3,5 to.

Heute geht es nun im 5. und letzten Schritt mit der Strategie „Kompensation“ darum, wie im Grunde jede/r „Klimaneutral“ – oder sogar „Klimapositiv“ werden kann …

Franz:
Lieber Hermann, bevor wir darüber reden wollen, wie wir persönlich „Klimaneutral“ oder sogar „Klimapositiv“ werden können wo stehen wir denn allgemein in Bezug auf die wirklich notwendigen Klimaziele?

Hermann:
Da muss ich eingangs gleich auf eine gewaltige Fehleinschätzung hinweisen!
Die große Mehrheit der Politiker und Wirtschaftsfunktionäre redet gerne von einer Emissionsneutralität, die unter Bezugnahme auf die Pariser Beschlüsse von 2015 angeblich erst in mehreren Jahrzehnten erreicht werden muss. Das ist wissenschaftlich völlig falsch, unverantwortlich und tlw. bewusst irreführend.
Das Ergebnis daraus ist, dass sich viele Menschen bei uns „zurücklehnen“, da wir ja noch so viel Zeit zu haben scheinen. Die kolportierten Ziele „2050“, „2045“ aber auch „2040“ gehen vollkommen an den tatsächlich für Deutschland notwendigen Klimaschutzzielen vorbei.

Tatsächlich ist nicht eine Jahreszahl entscheidend um die Erwärmung auf höchstens 1,5° zu begrenzen, sondern das weltweit noch maximal zur Verfügung stehende Treibhausgas (THG)-Budget und damit verbunden, die noch möglichen Emissionen in die Atmosphäre.
Dieser Zusammenhang, den die Wissenschaftsgemeinschaft in den letzten Jahren in vielen Publikationen ausreichend erläutert hat, führt konsequent auf Deutschland heruntergebrochen dazu, dass wir unser CO2-Budget de facto bereits so gut wie aufgebraucht haben.

Sicher, andere Länder haben definitiv noch Jahrzehnte Zeit ihre „Treibhausgasneutralität“ zu erreichen, da sie halt umgerechnet bisher vielleicht nur halb so viel CO2 freigesetzt haben, wie wir in Deutschland.
Allein aus Gerechtigkeitsgründen scheitert’s also hier für mich schon mal an der richtigen Zielsetzung. Wir müssen endlich damit aufhören, uns etwas vorzumachen, dann hören auch die Politiker damit auf, den Tatsachen auszuweichen.
Wir haben nämlich kein Recht anteilig je Einwohner des Landes mehr Treibhausgasemissionen zu beanspruchen, wie andere Nationen – ganz im Gegenteil, da die Industriestaaten mit großem Abstand zu den führenden „Klimasündern“ gehören; damit verbleibt uns – je nach Ambition beim Reduktionspfad (linear oder progressiv) in den nächsten Jahren – ein Treibhausgas-Restbudget für einen Zeitraum von nicht mal bis 2030. Das ist die ungeschminkte Wahrheit.

Franz:
Lieber Hermann – in 4 Schritten haben wir den C02-Fußabdruck des/r durchschnittlichen Deutschen von 11,6 to um ca. 70 % auf 3,5 to reduziert.
Persönlich auf „0“ zu kommen, das ist derzeit nicht möglich – warum nicht und was heißt das im Hinblick auf das große Ziel rechtzeitig in Deutschland und weltweit auf „0“ zu kommen?

Hermann:
Es stimmt, auch wenn wir alle Lebensbereiche auf klimafreundlich umstellen, kommen wir bei unserer persönlichen CO2-Bilanz nicht auf „0“, da die für jeden Bürger anteiligen Treibhausgasemissionen aus dem öffentlichen Bereich immer noch verbleiben. Allerdings kann unsere Selbstwirksamkeit nicht hoch genug eingeschätzt werden. Nicht nur, weil wir individuell – wie gezeigt – den eigenen Emissionswert rasch um mehrere to CO2 senken können, sondern weil jede/r von uns die Mitmenschen positiv beeinflussen und „mitreißen“ kann.
Und das ist die gute Nachricht: In beiden Bereichen können wir sofort damit beginnen.

Daran arbeiten heißt, sich intensiv für eine politische und gesellschaftliche Transformation in eine enkeltaugliche Zukunft zu engagieren, dann werden sich die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen auch schnell in Richtung Klimafreundlichkeit ändern – das gilt für alle Handlungsfelder und Sektoren. Da wir allerdings zur grundlegenden Neuausrichtung nicht mehr viel Zeit haben, sollten wir nicht auf die Entscheidungen von „oben“ warten, sondern JETZT möglichst viele Mitmenschen dazu bringen, sich schon ab morgen massiv für ein baldiges klimataugliches Leben einzusetzen.
Langfristig macht das für unseren CO2-Fußabdruck nochmal 2-3 to Reduktion pro Jahr für jede/n von uns aus.

Franz:
Du sprachst das letzte Mal von „sinnvollen Kompensations-Maßnahmen“ für den verbleibenden Rest der persönlichen Treibhausgas-Emissionen und dass man darüber hinaus sogar „klimapositiv“ wirken könne.
Ich weiß, dass du „Kompensation“ sehr kritisch siehst und du bist damit nicht alleine. Manche sprechen bei „Kompensation“ von modernem Ablass-Handel und dem Wunsch der „westlichen Welt“, sich mit ihrem Geld von der Verantwortung „freikaufen und wie bisher weiterleben zu wollen“.
Wo siehst du diese Kritik an „Kompensation“ berechtigt bzw. welche Gefahren siehst du durch „nicht sinnvolle“ Kompensation und wie kann „Kompensation“ richtig eingesetzt durchaus positiv – oder wie du sagtest „sinnvoll“ – wirken?

Hermann:
Ich bring’s mal provokant auf eine ganz einfache Gleichung: Zur Aufrechterhaltung unseres egoistischen Lebensmodells vernichten wir weiterhin in großem Stil die Lebensgrundlagen der nächsten Generationen, überweisen dafür dann den lächerlichen Kompensationsbetrag von EUR 30 je t CO2 – sind somit „klimaneutral“ – und baden uns in satter Selbstzufriedenheit. Geht’s noch!?

Was ich damit sagen möchte: Einfache Ausgleichzahlungen mangels eigenen Willens und Einsehens bzw. mangels ambitionierter Ziele lösen mitnichten das Problem. Ich spüre jedoch seit einiger Zeit von allen Seiten, dass versucht wird, die Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft und unseres Konsums mit Kompensationsmaßnahmen schön zu rechnen und das „Endprodukt“ scheinheilig als klimaneutral zu etikettieren. Die einzige ehrliche und richtige Zielsetzung ist für mich, ein je eigenes „klimafreundliches Leben“ herzustellen und die konventionelle Kompensation (d.h. Kompensation ohne nachhaltige Bildung von CO2-Senken lokal / regional in Höhe der THG-Emissionen in t) als einen „Zusatz“ zu benutzen.

Wir dürfen es uns auf Kosten der nächsten Generationen nicht so einfach machen. Vermeidbare THG-Emissionen kann man nicht kompensieren, indem man mit billigem Geld auf einem anderen Kontinent zweifelhafte Aufforstungen unterstützt, die im besten Fall wirklich durchgeführt werden. Falls aber die betreffenden Bäume nicht abgefackelt werden (wir haben in der großen räumlichen Entfernung bspw. keinerlei Eingriffsmöglichkeiten auf sich ändernde politische Rahmenbedingungen), wird doch erst über Jahrzehnte wieder die entsprechende CO2-Menge der Atmosphäre entzogen – in der Zwischenzeit ist die Bilanz dauerhaft negativ und führt zu weiterer Erderwärmung.

Vielen ist gar nicht bewusst, dass die üblichen Kompensationsbeträge [in EUR je t CO2] Schleuderpreisen gleichen und nicht die echten Umweltkosten widerspiegeln. Das Öko-Institut errechnet wegen der Umweltschäden für die t CO2 einen notwendigen Kompensationsbetrag von 600 EUR! Nach Adam Riese kostet dann der Billigflug nach Malle statt 100 EUR gerechterweise 700 EUR pro Nase. In Kenntnis der Zusammenhänge kann man doch mit dieser Art von „fauler Kompensation“ keinen Frieden finden.

Die Gefahr ist einfach, dass sich der Problemfokus verschiebt. Im Zweifel kann man die tatsächlichen Schäden, die durch das eigene Handeln oder Nichthandeln entstehen, ausblenden oder verdrängen, da man ja kompensiert. Nüchtern betrachtet ist es halt doch ein „Loskaufen“, dann hat die liebe Seele ihre Ruhe und alles geht wieder seinen geordneten Gang.

Damit uns unsere Mitmenschen und Nachkommen als echte Vorbilder erleben, dürfen wir keine Bilanzierungstricks unterstützen. Vielmehr müssen wir aus der Anonymität heraustreten und durch Mitarbeit und mit finanzieller Beteiligung bspw. zu „Baumpaten“, „Gemüsebeetpaten“, „Gewächshauspaten“ oder Anteilseigner beim Biobauern werden. Dadurch können wir nachhaltig sogar eine deutlich positive THG-Bilanz herstellen, ganz nebenbei dem Artenschutz dienen und einen großen Lustgewinn bei der Schaffung von Biodiversität und gesunder Lebensräume generieren.

Franz:
In meinen Klimafreundlich Leben – Kursen sind die Teilnehmer*innen immer wieder überrascht, welche große Klimawirkung ein konsequent nachhaltiges Geldverhalten hat … magst du uns dazu ein Beispiel sagen?

Hermann:
Stimmt, es macht einen sehr großen Unterschied wem und wofür man sein Geld zur Verfügung stellt. Das geht bei ganz alltäglichen Bankgeschäften schon los.
Wenn ich hierzu gefragt werde, empfehle ich sehr gerne die älteste Ethikbank, die Steyler Bank. Ganz unabhängig von dem guten Service und den blitzartigen Überweisungen beschäftigt sich diese Bank schon seit Jahrzehnten mit einer Geldanlagepolitik, die engagiert und beispielgebend ist und spekuliert grundsätzlich nicht in Raubtiermanier mit ihren Finanzmitteln und Einnahmenüberschüssen. Stattdessen wurden 100 Mio. EUR eingesetzt für Menschen, die in benachteiligten Erdregionen an den Rand gedrängt werden. Von den Kontoführungsgebühren geht u.a. 1 EUR / Monat in Hilfsprojekte für arme Länder und die dort tätigen Steyler-Missionare (weltweit viele tausend) die sich vor Ort um die Umsetzung von Schöpfungsbewahrungsprojekten kümmern. So wurde bspw. in Bolivien eine Modellfarm angelegt bei der bereits mit Einzeltranchen von 200 EUR jeweils ein 1 ha Wald angepflanzt wurde. Das ist gelebte Schöpfungsverantwortung, da damit die Umwelt und das Klima geschützt werden; außerdem wird den Menschen eine langfristige Existenz gegeben, die ihnen das Bleiben in ihrem Land ermöglicht. Ums nochmal klar zu sagen: Entweder wird auf möglichst hohe Rendite geschielt oder die Gemeinwohlorientierung steht im Vordergrund. Da gibt es für mich auch keinen Interpretationsspielraum und die Steyler Bank ist das beste Beispiel dafür, wie es sein soll.

Klimapositiver Geldeinsatz ist aber nicht nur in fernen Ländern möglich und notwendig, sondern gerade auch direkt bei uns vor der Haustür!
Mit vergleichsweise kleinen Beträgen kann jede/r relativ rasch große CO2-Senken erzeugen und hat damit einen wirkungsvollen Hebel, um selbst die individuelle Klimabilanz nachhaltig ins Positive umzudrehen. Die einfachsten Möglichkeiten sind aus meiner Sicht:

  • Erwerben von Genossenschaftsanteilen zur Errichtung von Bürgerenergie Photovoltaik-Anlagen oder Windkraftanlagen;
  • Investition in Humusaufbau in der Landwirtschaft. So schreibt der Deutsche Bauernverband 2019 in seiner Publikation „Klimastrategie 2.0“:
    Auf Ackerstandorten mit mäßiger Humusversorgung besteht ein Potential, durch Fruchtfolgegestaltung und Bewirtschaftungsmethoden, allen voran der Bodenbearbeitung, Rückführung von Ernteresten und Zwischenfrüchten sowie Wirtschaftsdünger, zur Humuserhaltung und zum Humusaufbau des Bodens beizutragen.“
    Wichtig zu wissen, das haben wir auch dringend nötig: Nimmt doch in den westlichen Ländern wegen der (u.a. vom Bauernverband prädestinierten) industriellen Landwirtschaft seit Jahren der Humusanteil der Ackerböden kontinuierlich ab. Durch Spenden, Beteiligungsmodelle, wie z.B. eine SoLaWi ist es möglich, auf landwirtschaftlichen Flächen den Prozess der Vernichtung von Humus wieder umzukehren. Besonders schön daran ist, dass man die Investition und den Erfolg vor Ort anschauen kann. Außer der CO2-Senkenbildung sind damit auch gewaltige strukturelle Verbesserungen für die Region verbunden, wie Erosionsschutz, Erhöhung der Wasserhaltefähigkeit, erhöhte Bodenfruchtbarkeit und größere Biodiversität bei den Bodenlebewesen. Bei geeigneter Bewirtschaftung können in wenigen Jahren durch den Humusaufbau mehrere Dutzende t CO2 je ha der Atmosphäre entzogen werden. Wegen Klima-, Arten- und Ressourcenschutz ist es zwingend, die Landwirtschaft wieder auf natürlich, das bedeutet naturnah und regenerativ, umzustellen. Der Welternährungsrat hat ausgerechnet, dass ein Humusaufbau von 0.04% die gesamten jährlichen CO2-Emissionen ausgleichen könnte – muss man eigentlich noch mehr sagen?
  • Über Plattformen wie positerra (für Unternehmen und Institutionen) oder die greensurance-Stiftung werden Beteiligungsmöglichkeiten, z.B. zur Moorvernässung angeboten. Reale Wiederaufforstung, Moorvernässung und Humusaufbau sind eine sehr wirkungsvolle Ausgleichsmaßnahme, auch wenn dies nicht dem „Freikaufen“-Verständnis entspricht. Es handelt sich hierbei um „echte Kompensation“ und nicht um Rechen- und Bilanzierungstricks. Mit solchen Maßnahmen wird nämlich tatsächlich emittiertes CO2 wieder aus der Atmosphäre geholt und als Kohlenstoff eingelagert. Falls die betreffenden Bereiche weiter so genutzt werden, ist dies nachhaltig und dauerhaft der Fall.

Was ich allerdings nicht verstehe:
Brauchen wir denn immer einen Fond oder ein drittes Unternehmen, das für uns – oftmals in großer räumlicher Distanz – etwas „anpflanzt“!?
Selbst wenn man in einer Wohnung ohne Garten lebt, muss doch noch so viel Handlungsvermögen da sein, dass ich zu einem Waldbauer gehe und ihm – der ja sowieso seinen Wald auf nachhaltig und naturnah umbauen muss – das Geld gebe, dass er 10 oder 20 Eichen statt der umgefallenen Fichten anpflanzt.
Außer den 30 t CO2, die diese Bäume in den nächsten Jahren aus der Luft holen, kann ich mich in meiner Freizeit hin und wieder zum Picknick unter „meine Eichen“ legen und ihnen beim Wachsen zusehen (was ich bspw. bei Aufforstungsprojekten in Übersee nicht kann).
Oder ich suche mir einen Wiesenbesitzer und überrede ihn, daraus eine Streuobstwiese zu machen. Für die mitfinanzierten Obstbäume gibt’s dann auch mal Naturalzins. Ich glaube, da fallen mir noch viele Möglichkeiten ein, die außer „Kompensation“ auch das Leben an sich sehr bereichern.

Franz:
Magst du uns zum Abschluss noch Beispiele für „sinnvolle“ Kompensationsmaßnahmen geben, die du empfehlen kannst bzw. warum?

Hermann:
Ich bin der Meinung ein einfaches „Freikaufen“ ist zu wenig!
Zumal der derzeit festgelegte „Äquivalenzbetrag“ je t CO2 um mehrere Größenordnungen zu niedrig ist. Statt 30 EUR je t CO2, muss man mindestens 600 EUR je t CO2 ansetzen. Das entspricht halt eher den tatsächlichen Umwelt- und Langzeitschäden. Und mit der Summe kann man wirklich etwas für eine klimafreundliche Kompensation tun.
Einen einfachen Einstieg in das Thema Kompensation findet man bei der Klimakollekte (www.klimakollekte.de), ein sehr hochwertiger Kompensationsfond den die deutschen Kirchen eingerichtet haben. Da kann man in konventioneller Hinsicht nichts falschmachen. Mit den Kompensationsgeldern werden Umweltschutzprojekte auf der Südhalbkugel unterstützt, die klimawirksam sind.
Die Beschäftigung mit den Funktionen auf der Website ist sehr lehrreich, wird doch auch für Veranstaltungen usw. der Fußabdruck berechnet. Es macht absolut Sinn, sich vor Reisen und Veranstaltungen den dadurch entstehenden CO2-Fußabdruck auf der Website der Klimakollekte auszurechnen und gleich zu kompensieren.

Ich möchte aber an dieser Stelle mit meiner Meinung nicht hinterm Berg bleiben: Ich halte sehr viel von der Kompensationsmöglichkeit mit der Klimakollekte – aber nur als „Zusatz“ und eben nicht als alleinige oder im Vordergrund stehende Maßnahme. Das bedeutet konkret, das Beispiel mit dem Flug nach Malle von vorhin wieder aufgreifend, dass ich die Bilanz (weit) vor Entstehen der THG-Emissionen schon ins Positive ausgleichen muss. Ich muss also heuer bspw. in der Region eine Reihe Bäume pflanzen, die in einem Jahr so viel Kohlenstoff einlagern, dass der Atmosphäre 1 t CO2 entzogen wird – dann kann ich nächstes Jahr nach Mallorca fliegen. Also: ohne Schaffung / Ausweitung von nachhaltigen CO2-Senken lokal / regional in Höhe der THG-Emissionen in t kann ggfs. jede Kompensation zur Makulatur werden. Zusätzlich wäre dann die Kompensationszahlung der 30 EUR über die Klimakollekte schon hilfreich, damit wenigstens ein bisschen die Klimaschutzmaßnahmen in den Entwicklungsländern unterstützt werden.

Empfehlung für Fans einer enkeltauglichen Landwirtschaft: Einen Landwirt überzeugen, dass ein Acker aus der humusvernichtenden herkömmlichen Nutzung genommen wird, also künftig keine chemisch-synthetischen Stoffe, Fluten mit Gülle und Stickstoff etc. bringt pro Hektar und Jahr schon mal eine CO2-Reduktion von 1t.

Zwei Empfehlungen habe ich noch, die zeigen welche enormen echten THG-Kompensationsleistungen und CO2-Senkenbildungen mit geringem Aufwand erzielt werden können.

Beispiel 1: Wird beim Boden bspw. durch Teilentsiegelung der Dauerhumusanteil nur um rd. 1% aufgebaut, bedeutet dies eine CO2-Bindung von mind. 30t je ha (Vgl. Thünen-Report Nov.2018).

Beispiel 2: Jeder Kubikmeter Holz, der zuwächst, entzieht der Luft eine Tonne CO2. Mit zunehmendem Alter stellen gepflanzte Bäume eine rasch anwachsende Kohlenstoff-Senke dar. Wenn also auf dem Gemeinde-, Dorf- oder Stadtplatz sechs klimaresiliente Eichenarten (z.B. Stiel- oder Flaumeichen) gepflanzt werden, und an anderen geeigneten Stellen 994 Stück klimaresiliente Laubbaumarten (siehe hierzu bspw. www.lwg.bayern.de/landespflege/urbanes_gruen ) der Eichenwaldgesellschaften zukünftig wachsen dürfen, binden diese in den nächsten Jahrzehnten 5.000 t CO2 (gerechnet sind hier im Mittel 100kg/Baum/Jahr; Rötzer et al. 2020) (siehe hierzu auch Veröffentlichungen Lehrstuhl für Wachstumskunde TU München / Freising). Und dies ist ganz nebenbei verbunden mit einer allgemeinen Steigerung der Lebensqualität vor Ort sowie einer ganzen Reihe von Ökosystemdienstleistungen, wie Feinstaubfilterung, Schattenbildung, Lärmminderung, Wasserrückhaltevermögen, Lebensraum für Fauna und Flora usw. Das Laub kann zu lokalem Humus verarbeitet werden, was zu einer weiteren CO2-Speicherung führt.

Analog errechnen sich ebenso die CO2-Reduktionen durch zusätzliche Gebäudebegrünungen an Fassade / Dach bzw. in den Außenanlagen bei allen Freiraumtypen – damit wird die Dimension des CO2-Reduktionspotentials, das wir alle realisieren können, klar.

Zusammengefasst:
Ich finde es sehr, sehr wichtig, dass wir über Kompensationszahlungen Klimaschutzprojekte in ärmeren Ländern fördern; denn nur wenn wir weltweit am Klimaschutz arbeiten, werden wir die Klimaziele für den ganzen Planeten erreichen. Als alleineige Maßnahme für den eigenen Fußabdruck ist es keine Ausgleichsmaßnahme, die angemessen und ehrlich ist; genauer betrachtet ist es wieder nur ein sich in die eigene Tasche lügen. Man überweist Geld und dann kann man seine „Klimasünden“ vergessen, aufatmen und sich zurücklehnen. Wie jedoch vorhin verdeutlicht, müssen wir alle viel mehr Energie und Ressourcen in echte Kompensationsmaßnahmen in unserem Umfeld stecken, das Potential zur CO2-Senken-Bildung ist riesig und so können wir auch für unsere Lebensbilanz wieder ein Gleichgewicht herstellen.

Franz:
Herzlichen Dank für die Interviews mit dir in den letzten Monaten – hat Spaß gemacht und wir haben viel gelernt!
Was möchtest du unseren Lesern am Schluss noch mitteilen?

Hermann:
Lieber Franz, danke dir für die brillante Interview-Idee, auch wenn mir deine Fragen manchmal schon zu schaffen gemacht haben. Danke für dein gutes Engagement und besonders freut mich natürlich, dass die Serie in forum Nachhaltig Wirtschaften 9.000 Lesern präsentiert wurde.
Wenn jemand Interesse an der weiteren Verbreitung des Interviews hat  (z.B. Abdruck in regionalen Zeitungen, Gemeindebriefen usw.) … bitte auf mich per Email zugehen.
Mir läge noch am Herzen, dass die Leser*innen nach der Interviewlektüre nicht wieder einfach zur Tagesordnung übergehen. Sondern jetzt – in diesem Augenblick – aufstehen, die Familie versammeln oder eine Nachricht an Bekannte, Freunde, Verwandte schreiben mit der Botschaft:
Wir/ich mache(n) jetzt Ernst. Ich plane zukünftig 20% meiner Zeit dafür ein, in einem Gemeinschaftsgarten mit zu arbeiten, Bekannte von der schönen enkeltauglichen Zukunft zu überzeugen, am Montag einen Sitzstreik vor dem Rathaus zu machen („Mondays4future“), Freund*innen zu einem KFL-Kurs zu bewegen, Naturkleider zu nähen, mit Kindern Fassaden zu begrünen, Christ*innen zu bewegen bei mir (Hermann Hofstetter) christians4future-Fahnen zu bestellen um am 24.09. beim Klimastreik dabei zu sein (kann man auch vom Balkon hängen lassen).“

Ich habe noch ein wichtiges Angebot:
Für diejenigen, die sechs Gleichgesinnte zusammenbringen, kann ein neuer Kurs „Klimafreundlich Leben“ starten – bitte ebenfalls bei mir melden.

Mir geht es darum, dass wir uns zusammentun und die Welt ins Positive verändern. Ich glaube, wenn wir Verantwortung übernehmen, nicht warten auf die göttliche Eingebung, sondern die Dinge JETZT in die Hand nehmen, wird es ein gutes Leben in der Zukunft geben, für alle – mit Versorgungssicherheit und Sinn für das Wesentliche.

Und: Gibt es etwas Erfüllenderes und Größeres als auf einen guten, nachahmenswerten und die Lebensgrundlagen für unsere Enkel sichernden Weg zurückzublicken; ich glaube, nein!

Franz:
Wir wünschen dir für deine wertvolle und wichtige Aufgabe weiterhin viel Erfolg!  

Gemeinsam über 100 to C02-Einsparung geschafft!

Foto: Effner – die Plakatwände waren geklebt und die Werbetrommelt gerührt

Am 29. März 2020 sollte mit einer großen öffentlichen Veranstaltung der Startschuss zum Pilotprojekt „Gemeinsam 100 to sparen“ vom Kath. Bildungswerk Traunstein fallen …. und genau in dieser Woche legte der Corona-lockdown das ganze Land lahm.  Doch nicht das Projekt – im Gegenteil!

Ich habe meinen CO2-Fußabdruck doch tatsächlich um ganze 6 Tonnen vermindert” schwärmt Tanja.

Lesen Sie hier im Presseartikel vom Katholischen Bildungswerk Traunstein, wie …
* der neue Kurs  „Klimafreundlich Leben“ den inneren Schweinehund der 29 Pilot-Kurs-Teilnehmer*innen besiegte und die Menschen ins Tun bringt
*  im Schnitt jede/r den CO2-Verbrauch durch Vermeidung und Kompensation um über 3 to senkte und die Teilnehmer*innen damit das erklärte Ziel 100 to schafften
* der Kurs nun in großen Teilen Deutschlands und in Österreich mit aktuell schon 14 Kursleiter*innen an mehreren Standorten und online startet.

 

 

In 5 konkreten Schritten persönlich KLIMANEUTRAL werden – heute der 4. Schritt: Suffizienz!

Mit 4 konkreten Suffizienz-Maßnahmen den CO2-Fußabdruck der/s durchschnittlichen Deutschen um weitere „2,5 to“ senken!

Erfahren Sie hier im Interview mit Hermann Hofstetter Interessantes rund um die alles entscheidende Klima-Frage, den CO2-Fußabdruck, sowie am Beispiel fünf konkreter Schritte, wie jede/r im Sinne des Pariser Klimaschutz-Abkommens KLIMANEUTRAL werden kann …
Hermann Hofstetter mit selbstgebautem Insektenhotel Foto: Dr. Gabriele Riffert

Hermann Hofstetter ist Referent für Schöpfungsverantwortung der Erzdiözese München und Freising und Umweltmanagementbeauftragter des Ordinariats. Er ist im Vorstand vom TAGWERK Förderverein „Unsere Bio Nachbarn“ und Mitglied im Spezialist*innen-Team von Klimafreundlich Leben.

Für „Erst-Leser“ – was ist bisher bei den ersten 3 Schritten passiert?
* der 1. Schritt war eine „wachrüttelnde Klima-Ist-Analyse“ von Hermann Hofstetter – wir haben dabei festgestellt, wie wichtig es auf dem Weg zur persönlichen Klimaneutralität ist, diese Ist-Situation zu akzeptieren UND ins Handeln zu kommen
* mit dem 2. SchrittEffizienz“ als Option des eigenen Handelns haben wir im Interview aufgezeigt, wie die/der durchschnittliche Deutsche mit 4 konkreten Maßnahmen relativ leicht den persönlichen C02-Fußabdruck von 11,6 to auf ca. 9,5 to reduzieren könnte.
* im 3. SchrittSubsistenz“ – der Strategie des „Tauschens von Produkten und Verhaltensweisen“ – senkten wir durch weitere 4 konkrete Maßnahmen den persönlichen C02-Fußabdruck um weitere 4 to auf ca. 6 to.

Heute geht es nun im 4. Schritt mit der Strategie „Suffizienz“ weiter …

Franz:
Hermann, wie lässt sich „Suffizienz“ erklären und hat diese Strategie im Hinblick auf den persönlichen C02-Fußabdruck für dich eine Sonderstellung?

Hermann:
Erich Fromm, der große Sozialpsychologe hätte nun wahrscheinlich geantwortet: „Es geht um Sein statt Haben!“. Bei der Suffizienz steht Weglassen bzw. Teilen statt Besitzen oder eine andere Definition von „Wohlstand“ im Fokus. Das „Weniger ist Mehr“ oder „Genug ist genug“ ist für mich schon so eine Art „Königsweg“.
Im Abendland hätte man ja einfach auf Jesus von Nazareth hören können, für mich der erste große Konsumkritiker – der im Prinzip auch nichts anderes verkündet hat. Tatsächlich hat die Menschheit zumindest auf der Nordhalbkugel einen anderen – im wahrsten Sinne – „höllischen“ Weg gewählt. Der Suffizienzansatz ist meines Erachtens aber auch eine Riesenchance sich frei zu machen von unsinnigen Konsumzwängen, überflüssigen Ballast, „Hamsterrad-Zielen“ und sozialer Verarmung und ermöglicht uns dadurch den Blick auf das wirklich wichtige im Leben und in eine gute lebenswerte Gemeinwohl-Zukunft.

Franz:
„Suffizienz“ hat kein gutes Image!
Die meisten Menschen verbinden es mit Negativem – mit Verzicht, Einschränkung, Reduktion, Verlust oder mit Rückschritt und Mangel.
Für Niko Paech, den Begründer der Postwachstumsökonomie, zu Unrecht – er meint in seinem Bestseller „Befreiung vom Überfluss“:
„Souverän ist nicht, wer viel hat, sondern wenig braucht!“ oder
„Wer über seinem persönlichen C02-Anspruch lebt, will entweder keinen Klimaschutz oder keine globale Gerechtigkeit“.
Wie siehst du das?

Hermann:
Ich gehe sogar noch weiter: Das was wir auf der Nordhalbkugel „vorleben“ ist bewusster Diebstahl von Allmende. Durch unsere Konsum- und Lebensgewohnheiten verursachen wir einen exorbitanten Ressourcenverbrauch. Wenn alle Menschen so leben würden wie wir, bräuchten wir bereits ca. 3 Erd-Planeten. Diese Ressourcen nehmen wir den Schwächeren, den Benachteiligten, den Genügsamen und den zukünftigen Generationen weg.
Das Schlimme ist, wir schaffen damit keinen echten Mehrwert, sondern häufen nur „Erlebnisse, egoistische Zielerreichung, Besitz, Vergängliches und Geld-Wohlstand an. Die Menschen hetzen durchs Leben dauernd den falschen Zielen hinterher und sind doch immer weniger glücklich. Richtiges Glück erfährt man durch mehr genießen und weniger konsumieren. Und wenn wir uns wieder auf das richtige „menschliche“ Maß einschwingen, gewinnen wir Zeit („Zeitwohlstand“) und haben mehr Freiraum für gelingende Beziehungen („Beziehungswohlstand“), das ist es doch wonach sich die Menschen in ihrem Innersten wirklich sehnen. Wir haben uns ablenken lassen vom guten Weg durch „billig“, „schnell“ und „viel“, gewürzt mit „mir am meisten“. Sehr schade, dass unsere Kinder das nicht in Kindergarten / Schule gelehrt bekommen – auch in der Pädagogik steht nach wie vor im Vordergrund: „Reifmachen“ für eine erfolgreiche Karriere in unserer vergifteten Wachstumsökonomie und Ellenbogen-Erfolgsgesellschaft.

Franz:
Welche 4 konkreten Schritte vonSuffizienz“ in den Bereichen Ernährung, Konsum, Mobilität und Gebäude/Energie möchtest du uns in diesem Sinne aufzeigen?

Hermann:
Nehmen wir uns doch gleich mal den Bereich Mobilität vor. Ja, die Auflösung ist einfach und wird für viele keine Überraschung sein. Ich sehe hier grundsätzlich drei lohnenswerte Ansatzpunkte:
* kein Zweit-Auto. Mittelfristig nur noch ein (vielleicht kleineres) Elektroauto – keinesfalls einen Hybrid. Jedes Fahrzeug, das erworben wird, muss derzeit noch mit einem großen Ressourcenaufwand und hohen CO2-Emissionen produziert werden – das ist immer ein Treibhausgas-Kredit für die Zukunft, den man netto auch nicht ausgleichen kann. Langfristig kein eigenes Auto mehr.
* Im besten Fall Carsharing eines Elektroautos.
* Nicht mehr fliegen, also auch nicht fliegen und dann kompensieren.

Bei der Ernährung heißt ja „Weglassen“ nicht, dass man fortan hungern muss. Jedenfalls beim Verbrauch von tierischen Produkten und das sind natürlich insbesondere Fleisch und Milchprodukte, kann man auf ein vernünftiges Maß kommen, wenn man sich bspw. nach der Planetary Health Diet richtet. Also wer weiter Wurst, Fleisch und Milchprodukte zu sich nehmen mag, kann das durchaus klimaverträglich einstellen, lebt gesünder und reduziert unter Umständen auch noch die Kalorienzufuhr.
Wo ich aber einen echten Verzicht predigen würde, wären die vollkommen überflüssigen, ja sogar krankmachenden Zwischenmahlzeiten, Snacks, Süßprodukte und EnergyDrinks. Eine reine Erfindung der Lebensmittelindustrie um bspw. den Kindern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Unnötige Zwischenmahlzeiten werden leider nach wie vor auch in ganz modernen Ernährungsratgebern angepriesen. Gegen eine hausgemachte, gesunde Nachspeise ohne Chemie und Zusatzstoffe habe ich selbstverständlich gar nichts einzuwenden. Wenn das selten ist, dann ist es ein echter Genuss und keine Belastung.

Das Handlungsfeld Konsum ist sehr weit und unsere Ansprüche beim Freizeitverhalten und den Urlaubswünschen sind definitiv enorm überzogen. Mehrere Urlaube im Jahr können nicht klimafreundlich sein, da brauchen wir gar nicht rumdiskutieren. Ressourcenextensive und klimataugliche Erholung ja, gerne auch öfters und bitte alles andere radikal einschränken.
Ja Franz, da hast du richtig gehört: Ich habe wirklich „einschränken“ gesagt!
In einem Hotel der üblichen Pauschalreiseveranstalter holt man sich je Tag mindestens 1to CO2 auf die persönliche Ressourcenbilanz – on top. Das weist der UBA-Rechner nicht aus – das ist eminent wichtig, zu wissen.
Also mein Ratschlag: Bei einem nachhaltigen Reiseveranstalter buchen, in eine Unterkunft gehen, die selbst nachhaltig wirtschaftet und gerne ohne große künstliche Bespaßung selbst Wander- und Radtouren unternehmen. Es gibt so viel Schönes und Erfüllendes in unseren Landen und bei den leicht erreichbaren Nachbarn zu erkunden – ein Leben reicht nicht dafür! Man darf aber gerne auch mal einen neuen Trend initiieren, z.B. eine Woche Fassade begrünen bei den kommunalen Gebäuden bei freier Kost und Logis – die Gemeinderäte und Bürgermeister lieben solche gemeinwohl-orientierten Vorschläge ungemein.

Bei Gebäude & Energie geht es mir vor allem darum, dass endlich die größten „Tod-Sünden“ abgestellt werden. Das ist der hohe Flächenverbrauch durch Neubauten, das ist der ständig zunehmende Anspruch zu größeren Wohnflächen und das ist der ungeheuer große Ressourcenverbrauch und CO2-Fussabdruck durch die landauf-landab üblicherweise verwendeten Baustoffe. Durch die Verwendung herkömmlicher nicht zukunftsfähiger Baumaterialien entstehen CO2-Emissionen von bis zu 900 kg für jeden m² gebaute Fläche. Dies gilt für alle Hoch- und Tiefbaumaßnahmen im Bestand genauso wie für den Neubaubereich. Und das gilt für alle Sanierungen, Renovierungen, Restaurierungen, Erweiterungen und Aufhübschungen – also für alle Bundesbürger!
Alle schädlichen, ungesunden, unökologischen und nicht kreislauffähigen Baumaterialien können grundsätzlich leicht ersetzt werden, dies wird bspw. bereits im Erzbistum München und Freising praktiziert (siehe hierzu den Leitfaden_nachhaltige_Materialien_Baustoffwahl). In keinem anderen Bereich können im Lebenszyklus bei Gebäuden durch eine Einzelmaßnahme, nämlich die konsequente Verwendung der hier empfohlenen Materialien, sofort und nachhaltig so hohe Einsparungen bei den CO2-Emissionen erzielt werden. Darüber hinaus gibt es dadurch eine ganze Reihe von wichtigen weiteren Benefits, die da auszugsweise wären:
* Stärkung und Ausweitung der regionalen Kreislaufproduktion von Baumaterialien.
* Reduktion des Eintrags von Schadstoffen in die lokale Umwelt.
* Vermeidung von Sondermüll durch Baumaßnahmen.
* Schutz von Kindern, Kranken und anfälligen Gebäudenutzer*innen, die den Innenraumschadstoffen ausgesetzt sind (in herkömmlichen Baumaterialien sind mehrere tausend chemische Substanzen zugelassen, deren Grenzwerte wegen steigender Erkenntnisse immer wieder vom Gesetzgeber verschärft werden müssen, deren Zusammenwirken aber völlig unbekannt ist).
* Reduzierung von Abhängigkeiten ausländischer Baumateriallieferungen und eine stärkere Autarkie gegenüber dem globalen Marktgeschehen.
* Die in der Region (zukünftig) verfügbaren nachwachsenden Rohstoffe vollständig in der Region zu hochwertigen Baumaterialien weiterzuverarbeiten, eine kleinteilige KMU-Struktur aufzubauen und die maximale Wertschöpfung lokal / regional zu erzielen.
* Wertsteigerung und höherer Werterhalt von Gebäuden, da bereits jetzt am Markt Gebäude mit ökologischen und gesunden Baumaterialien einen Preisaufschlag erhalten. Auf der anderen Seite gibt es bereits jetzt am Markt eine Tendenz Gebäude mit „Problemstoffen“, wie erdölbasierte Dämmungen, Kunststoffteppichböden, emissionsintensiven Beschichtungen, Verbundmaterialien, PVC-Fenstern etc. mit Preisabschlägen zu bewerten.
* Von der Schaffung nachhaltiger Arbeitsplätze in Zukunfts-Technologiebereichen und den steigenden Gewerbesteuereinnahmen in der Region möchte ich erst gar nicht anfangen.

Franz:
Deutlich zu merken, dass diese Maßnahmen sehr viel mit einem „neuen“ Lebensstil zu tun haben. Und was bringen diese beispielhaften 4 Suffizienz-Maßnahmen nun für das durchschnittliche C02-Budget des/der Deutschen?

Hermann:
Franz, wie immer alles natürlich gerundet und abhängig von den persönlichen Rahmenbedingungen, aber im Schnitt kann man durchaus belastbare Werte nennen: * Gebäude/Energie: Klimataugliche, nachhaltige Baumaterialien = 1 to CO2 / Jahr
* Mobilität: Zweit-Auto weggeben. Elektrisch carsharen, nicht mehr fliegen = jährlich 1 to CO2 / Jahr
* Ernährung: Tierische Produkte reduzieren, Snacks weglassen = 0,5 to CO2 / Jahr
* Konsum: Zweit-Urlaub streichen. NH Urlaub = 0,5 to CO2 / Jahr
Damit kommt man von 6 to auf 3,5 to/a.
Wohlgemerkt: die oben beschriebenen vier Maßnahmen isoliert betrachtet würden zusammengerechnet eine höhere Einsparung ergeben. Da wir allerdings hier teilweise Überschneidungen mit den Maßnahmenbespielen der zurückliegenden Interviews haben, habe ich das Gesamtergebnis fairerweise nach unten korrigiert.

Franz:
Mit Effizienz, Subsistenz und heute nun Suffizienz haben wir den CO2-Fußabdruck von durchschnittlich 11,6 to/Jahr um ca. 70 % auf 3,5 to/Jahr gesenkt.
Super, aber wir sind jetzt noch nicht auf „0“ to runter gekommen … was heißt das jetzt für dich und unser Ziel „In 5 konkreten Schritten persönlich KLIMANEUTRAL werden?

Hermann:
Persönlich können wir es bzgl. der Treibhausgasemissionen nicht schaffen auf „0“ zu kommen, da ja vor allem die Emissionen aus dem öffentlichen Bereich bleiben, auch wenn wir gar nichts mehr konsumieren würden.

Für mich fehlen daher noch zwei wesentliche Bausteine:

1. Ich hatte ja schon beim Klimaeinspar-Quiz darauf hingewiesen, dass die Selbstwirksamkeit nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Wenn wir uns entsprechend politisch und gesellschaftlich für die Transformation engagieren, werden die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen sich schnell in Richtung Klimafreundlichkeit ändern. Das betrifft alle Handlungsfelder und Sektoren. Da wir zur grundlegenden Neuausrichtung nicht mehr viel Zeit haben, sollten wir ab sofort einen großen Teil unserer Freizeit dafür einbringen. Langfristig macht das für unseren CO2-Fußabdruck nochmal 2-3 to Reduktion pro Jahr aus.

2. Nächstes Mal werden wir ja noch über „sinnvolle Kompensations-Maßnahmen“ für den verbleibenden kleinen Rest der persönlichen Treibhausgas-Emissionen sprechen, daher spare ich das jetzt aus. Weit wichtiger ist für mich jedoch das Erreichen einer „Negativ-Bilanz“. Das heißt durch eigenes Handeln mittelfristig nicht nur auf „0“ zu kommen, sondern in der Netto-Bilanz sogar zu einer „CO2-Senke“ zu werden. Wie kann das gehen und was meine ich damit genau? Präzise geht es dabei um Kohlenstoff-Bindung in Biomasse. Konkret bedeutet es, dass bereits in der Luft befindliches CO2 bspw. durch Pflanzenwachstum aufgespalten wird in ca. einen Teil Kohlenstoff, der dann in der Pflanze eingelagert ist und in drei Teile Sauerstoff, die dann in der Luft verbleiben. Das hört sich jetzt vielleicht so nichtssagend an, ist aber hocheffektiv. So bindet rechnerisch 1m³ Holz 1 to CO2. Größere Bäume haben durchaus einen größeren jährlichen Holzzuwachs. Daher plädiere ich dafür, dass wir ab sofort lokal und regional in großem Stil klimaresiliente Baumarten anpflanzen. Das kann jede / r entweder auf seinem Grundstück tun oder dafür Geld an die Kommune spenden. In jeder Kommune haben 100 neue Bäume leicht Platz, in Städten tausende. Ich finde allein den Gedanken, dass draußen vor der Haustüre meine persönlichen „Klimakompensatoren“ stehen, unglaublich bereichernd und einen echt bleibenden Wertzuwachs für meine Nachkommen. Und Franz, wenn wir den Umbau in eine enkeltaugliche Welt eines Tages geschafft haben, setzen wir uns zu einem pfundigen Hoagascht auf das Bankerl unter die damals gepflanzte Flaumeiche und erzählen unseren Enkeln davon, wieviel CO2 der Baum schon beseitigt hat.

Franz:
Danke Hermann für das Interview, für deine Suffizienz-Beispiele zur spannenden „Was-brauche-ich-wirklich-für-ein-gutes-Leben-Frage“ und für deine Aussicht zum Schluss, dass wir es schaffen können!

Hermann:
Wir werden es schaffen, das ist für mich gar keine Frage – schon, weil uns gar nichts anderes übrig bleibt. Der Mensch ist ein soziales Wesen und verbunden in Lebensnetzen mit allen anderen Lebewesen. In unserem Innersten ist ein Kernelement „das heißt Fürsorge“, man könnte auch sagen „Liebe“. In erster Linie tragen wir Sorge nicht für ein „scheinbar“ gutes Leben für uns – davon müssen wir uns befreien. Sondern wir tragen Sorge für die Schöpfung, für den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen und für ein gutes Leben für die Mitgeschöpfe und für die, die nach uns kommen. Wir können also wahrlich eine göttliche Rolle einnehmen und von den Zerstörern zu den Bewahrern werden – das ist für mich die gute und lebenserfüllende Botschaft.

Interview mit Hans Glück, dem Projektverantwortlichen von Klimafreundlich Leben


Nach erfolgreicher Pilotphase soll das neue Kurs-Format „
Klimafreundlich Leben“ (KFL) ebenso durchstarten wie „Enkeltauglich Leben“ (EL).
Erfahren Sie hier im Interview mit Hans Glück, warum es neben EL nun auch KFL gibt, was die beiden Spiele gemeinsam haben und was sie unterscheidet … und vor allem, wie es nun weitergehen soll.

Foto: Effner
Hans Glück ist Referent für Nachhaltigkeit und Familienbildung im Kath. Bildungswerk Traunstein (KBW TS) und Projektverantwortlicher für Enkeltauglich Leben und Klimafreundlich Leben.

Franz:
Im Jahr 2018  konnten wir gemeinsam EL erfolgreich an den Start bringen. Das Spiel etabliert sich bestens im deutschsprachigen Raum und mittlerweile konnten wir schon über 60 Spieleleiter*innen zertifizieren, die das Spiel vor Ort oder online durchführen.
Ende 2019 kamst du auf mich mit der Idee zu, dass ihr im KBW TS auf Basis dieses Spiel-Formats etwas zum Thema „Klima“ machen wollt, woraus schlussendlich Klimafreundlich Leben entstanden ist.
Wie und warum seid ihr im KBW TS auf diese Idee gekommen?

Hans:
Wir sind aufmerksam geworden auf das Projekt 100xklimaneutral aus Inzell. Das Ziel des Projekts ist es, 100 Personen zu finden, die klimaneutral leben. Das heißt, 100 Personen, die ihren bisherigen CO2-Fußabdruck möglichst reduzieren und den Rest kompensieren. Bei Enkeltauglich Leben hatten wir uns bereits darauf spezialisiert, eine ganzheitliche, nachhaltige Lebensweise der Teilnehmer*innen zu unterstützen. Da dies bei Enkeltauglich Leben sehr gut funktioniert und die Teilnehmer*innen begeistert sind, haben wir das Prinzip auf die wichtige Thematik Klimawandel adaptiert. Ziel von Klimafreundlich Leben ist es also, die Teilnehmer*innen bei der Reduktion ihres CO2-Fußabdrucks zu unterstützen.

Franz:
Was ist das Gemeinsame an den beiden Kurs-Formaten EL und KFL?

Hans:
Gemein ist den beiden Formaten, dass sich jeweils eine Gruppe von fünf bis zehn Teilnehmer*innen über ein halbes Jahr lang trifft. Die Teilnehmer*innen nehmen sich von Treffen zu Treffen Aktionen vor, die sie bis zum nächsten Mal umsetzen möchten. Durch die Verbindlichkeit der Gruppe und die professionelle Moderation der Leitung werden so erhebliche Veränderungen erzielt, die sich die meisten Teilnehmenden vorher nicht vorstellen können.

Franz:
Und was unterscheidet KFL von EL?

Hans:
Der grundsätzliche Unterschied von Enkeltauglich Leben zu Klimafreundlich Leben ist die Themenwahl.
Bei Enkeltauglich Leben geht es darum, im Hinblick auf ein gemeinwohl-orientiertes Leben konkrete Veränderungen zu erwirken, die einer lebenswerten Zukunft für kommende Generationen zuträglich ist. Dabei geht es um Themen wie Demokratie, Solidarität, Menschenwürde, Gerechtigkeit und auch ökologische Nachhaltigkeit.
Bei Klimafreundlich Leben nehmen wir einen Teil aus der ökologischen Nachhaltigkeit – das Thema „Klima“ – und fokussieren unsere Wirksamkeit auf diesen Bereich. Ein wesentlicher Bestandteil des Kurses ist es daher auch erst einmal, seinen eigenen CO2-Fußabdruck zu errechnen und damit seine größten Hebel für Veränderungen kennen zu lernen. Bei Klimafreundlich Leben ist das Ergebnis meist sogar messbar. In der Pilotphase haben die Teilnehmer*innen im Schnitt ca. drei Tonnen CO2 eingespart.

Franz:
Über 1 Jahr durfte ich als Projektleiter bei der Entstehung von KFL mitwirken und 4 Pilotkurse leiten. Wie ist für dich das Resümee der Pilotphase und was waren die AHA-Effekte?

Hans:
Das Überraschende war, dass wir an dem Kurs in der Pilotphase so gut wie nichts anpassen mussten, da er im ersten Durchlauf schon sehr rund lief. Trotz der Pandemie und der dadurch ausgefallenen Auftaktveranstaltung haben wir das Konzept in vier Gruppen mit insgesamt 37 Personen testen können. Unser Anfangs ausgegebenes Ziel 100 to CO2 einzusparen haben wir auch erreicht. Die versprochene Feier mit allen Beteiligten konnte aber leider nicht stattfinden :(.

Franz:
Wie wird es nun mit KFL weitergehen?

Hans:
Für Klimafreundlich Leben gibt es seit Kurzem eine eigene Homepage und die ersten acht Spieleleiter*innen – wie wir unsere Kursleiter*innen liebevoll nennen – gibt es auch bereits, da jede/r Enkeltauglich Leben Spieleleiter*in mit einer kurzen Zusatz-Ausbildung ebenfalls Klimafreundlich Leben Spieleleiter*in werden kann.
Im besten Fall breitet sich Klimafreundlich Leben wie bei Enkeltauglich Leben schon geschehen über den deutschen Sprachraum aus und wirkt bei jeder Durchführung für eine besseres Klima. Um dies in die Tat umzusetzen, werden wir ab Mitte Mai eine Pressekampagne starten, bei der wir alle gängigen Medien auf Klimafreundlich Leben aufmerksam machen.

Franz:
Was können Interessierte an KFL tun, wenn sie daran Interesse haben?

Hans:
Bei Klimafreundlich Leben kann man sich wie auch bei Enkeltauglich Leben als Teilnehmer*in, Gastgeber*in oder auch als Spieleleiter*in engagieren. Die einfachste Variante ist, erstmal Klimafreundlich Leben als Teilnehmer*in zu erleben. Die Möglichkeit dazu gibt es bei einer kostenlosen online Infoveranstaltung am 3. Mai. Wer bereits eines der beiden Spiele durchlaufen hat, kann sich danach auf ein Ausbildungswochenende zum/r Spieleleiter*in bewerben und selbst in Zukunft Klimafreundlich Leben für Gruppen anbieten. Für Engagierte, die das Spiel örtlich oder räumlich zu sich holen möchten, gibt es die Möglichkeit sich eine/n Spieleleiter*in auf der Homepage zu suchen und das Spiel bei sich vor Ort umzusetzen.

Franz:
Ein spannendes und absolut sinnvolles Projekt in der aktuellen Zeit, denn im Grunde wissen wir genug. Es geht darum, uns im Herzen berühren zu lassen, um damit ins Handeln zu kommen. Und das ist für mich die große Stärke von KFL.
Herzlichen Dank an dich Hans, für das Interview!

In 5 konkreten Schritten persönlich KLIMANEUTRAL werden – heute der 3. Schritt: Subsistenz!

Mit 4 konkreten Subsistenz-Maßnahmen den CO2-Fußabdruck der/s durchschnittlichen Deutschen um weitere 4 to senken!

Erfahren Sie hier im Interview mit Hermann Hofstetter Interessantes rund um die alles entscheidende Klima-Frage, den CO2-Fußabdruck, sowie am Beispiel fünf konkreter Schritte, wie jede/r im Sinne des Pariser Klimaschutz-Abkommens KLIMANEUTRAL werden kann …
Foto: Hofstetter
Hermann Hofstetter ist Referent für Schöpfungsverantwortung der Erzdiözese München und Freising und Umweltmanagementbeauftragter des Ordinariats. Er ist im Vorstand vom TAGWERK Förderverein „Unsere Bio Nachbarn“ und Mitglied im Spezialist*innen-Team von Klimafreundlich Leben.

Franz:
Hallo lieber Hermann!
Zuerst möchte ich für mögliche „Erst-Leser“ kurz Revue passieren lassen, was bisher zu unserem Motto „In 5 konkreten Schritten persönlich KLIMANEUTRAL werden“ passiert ist:
* der 1. Schritt war eine „wachrüttelnde Klima-Ist-Analyse“ von dir – wir haben dabei festgestellt, wie wichtig es auf dem Weg zur persönlichen Klimaneutralität ist, diese Ist-Situation zu akzeptieren UND ins Handeln zu kommen
* mit dem 2. SchrittEffizienz“ als Option des eigenen Handelns haben wir im Interview aufgezeigt, wie die/der durchschnittliche Deutsche mit 4 konkreten Maßnahmen relativ leicht den persönlichen C02-Fußabdruck von 11,6 to auf ca. 9,5 to reduzieren könnte.
Heute geht es nun im 3. Schritt mit der Strategie „Subsistenz“ weiter …
Hermann, was ist unter „Subsistenz“ zu verstehen und welche Bedeutung hat diese Strategie im Hinblick auf den persönlichen C02-Fußabdruck?

Hermann:
Der Begriff Subsistenz ist nicht allen so geläufig, nicht eindeutig definiert und weist in unterschiedlichen Kontexten sogar abweichende Bedeutungsinhalte auf. Zum besseren Verständnis würde ich hier den Begriff „Austauschen“ verwenden. Es werden also in den eigenen Handlungsfeldern Produkte und Verhaltensweisen nicht ganz weggelassen, wie bei der Suffizienz, sondern gegen Produkte und Verhaltensweisen ausgetauscht, die den persönlichen CO2-Fußabdruck reduzieren. Es ist also mehr als die Strategie der „Effizienz“, bei der es in der Regel um Einsparen geht, also vereinfacht betrachtet, erfolgt bei der Subsistenzstrategie ein vollständiges Auswechseln – im besten Fall zu null CO2-Emissionen. Der Nachteil liegt oft darin, dass durch jeden stattfindenden Ersatz mit Neuprodukten, der persönliche CO2-Berg zunächst wieder vergrößert wird. Darüber wird zu wenig nachgedacht.

Franz:
Welche 4 konkreten Schritte in den Bereichen Ernährung, Konsum, Mobilität und Gebäude/Energie schlägst du vor, dass wir uns beispielhaft im Bereich Subsistenz anschauen?

Hermann:
Nehmen wir uns doch gleich mal den Bereich Mobilität vor. Wir erleben ja gerade, dass eine Umstellung der Pkw-Antriebe stattfindet. Der Wechsel vom Verbrenner zum Elektroantrieb ist tatsächlich dringend durchzuführen, da die Technik vorhanden ist. Natürlich muss dazu erst ein neuer Pkw produziert werden, was wieder sehr hohe CO2-Emissionen verursacht. Damit lässt sich eine enkeltaugliche Pkw-Gleichung vom Grundsatz her schon weitgehend ableiten, nämlich: Der existierende Fahrzeug Ist-Bestand muss ab sofort stark zurückgehen und nicht-fossil betrieben werden. Um die Klimaziele zu erreichen, gibt es eine klare Aufgabenstellung, die die nachfolgende Grafik sehr gut veranschaulicht (Daten Umweltbundesamt, grafische Darstellung Martin Cormann):

Darüber hinaus müssen die existierenden bzw. noch hinzukommenden Kraftfahrzeuge zukünftig vollkommen in Deutschland recycelt werden, so dass wir über die Stoffbilanz keine CO2-Emissionen weiter anhäufen.

Bei der Ernährung gibt es, nicht nur was die Treibhausgasemissionen betrifft, tatsächlich viele Möglichkeiten von „schlecht“ auf „gut“ zu wechseln, ohne dadurch wieder in anderen Bereichen einen großen Fußabdruck auszulösen. Nehmen wir nur mal als Beispiel den konsequenten Umstieg bei Gemüse, Salat und Obst. Wenn man in den Saisonkalender von WWF oder Greenpeace schaut, erkennt man sehr gut, in welchem Paradies wir eigentlich leben. Über viele Monate im Jahr gibt es aus unseren Landen sozusagen „frisch vom Feld“ dutzende von Gemüse- und Salatarten. Selbst ökologisch produzierte heimische Ware kann unter Beachtung der saisonalen Verfügbarkeit preislich günstig bezogen werden. Es ist klar, dass wir in den Bereich Lebensmittelauswahl und -verarbeitung viel mehr Zeit investieren müssen, als wir es bisher gewohnt sind. Zeitlich gesehen haben wir unsere Ernährung eigentlich als zeitraubende Nebenbeschäftigung eingetaktet. Nochmal: Aus meiner Erfahrung kann sich so gut wie jede/r saisonales, regionales und ökologisches Gemüse, Salat und Obst leisten. Das Gegenteil ist nicht zukunftsfähig und können wir uns daher schon lange nicht mehr leisten.

Das Handlungsfeld Konsum ist aus meiner Sicht echt ein Problem. Vieles was wir hier veranstalten ist völlig sinnlos und muss eigentlich ganz weggelassen werden. Einiges können wir selbstverständlich auf „enkeltauglich“ umstellen. Ich würde sagen, dafür ist Kleidung ein sehr gutes Beispiel. Klar, wir alle brauchen Kleidung, aber genau deswegen macht es einen riesigen Unterschied, wie und welche Kleidung wir beschaffen. Die Lieferketten für Kleidungsprodukte gehen über den ganzen Erdball, da in Mitteleuropa nahezu keine Produktion mehr erfolgt. Wo müssen wir nun hinkommen!? Zunächst müssen wir rasch raus aus der Baumwolle und aus synthetischen Materialien – mir ist schon klar, dass sich jetzt einige fragen, wie das gehen soll. Meine Entwicklungsvorstellung ist aber nicht unzumutbar, schon gar nicht angesichts der Schäden und Langzeitfolgen, die wir mit Kleidung verursachen. Heimische Bioprodukte aus Leder, Schafwolle, Hanf, Jute und Leinen von nachhaltigen Unternehmen müssen wieder den Großteil unserer Kleider ausmachen. Es gibt auch andere Naturmaterialien und Textilien, die mehr Bedeutung bekommen könnten. Wenn man jetzt hinzugenommen noch mehr „repariert“, tauscht und wiederverwendet ist die Verbesserung des Fußabdrucks enorm.

Wirklich wichtig, um der kommenden Klimakatastrophe schnell wirksam entgegen zu treten ist für die große Mehrheit der Gebäudeeigentümer der Austausch ihrer Wärmeerzeugungssysteme. In Deutschland werden immer noch ca. 90% aller Heizzentralen mit Öl, Gas oder Kohle versorgt, da brauchen wir zu Priorität eins bei Gebäuden/Energie nicht lange weiterdiskutieren. Die ewige Lamentiererei zur energetischen Sanierung von Gebäuden hat jahrzehntelang die eigentlichen Kernprobleme verdeckt und zu gewaltigen Fehlentwicklungen – wie z.B. der finanziellen Förderung des massiven Einsatzes von Erdöl-basierten Dämmmaterialien (=Sondermüll) – geführt. Selbstverständlich soll so wenig Raumwärme wie möglich aus den Gebäuden entweichen. Um aber in den deutschen Liegenschaften zukunftsfähig zu werden, muss außer der klimafreundlichen Energieversorgung und ausnahmslos nachhaltiger Baumaterialien der m2-Anteil an Grundfläche und Gebäudefläche, der für den eigenen Bedarf beansprucht wird, stark verringert werden. Diese Debatte müssen wir in unserer Gesellschaft nun eröffnen, so unangenehm das auch werden wird.

Franz:
… und um wieviel würde sich durch deine beispielhaften 4 Subsistenz-Maßnahmen der durchschn. CO2-Fußabdruck des/der Deutschen reduzieren?

Hermann:
Das kann ich natürlich nur in Durchschnittswerten je Bundesbürger und Jahr angeben. Die Werte habe ich stark gerundet und es hängt halt alles auch von den persönlichen Lebensbedingungen ab.
Für den Heizungstausch von fossilen zu regenerativen Energieträgern rechne ich mit einer Einsparung von 1,5 to CO2. Eine gleich hohe CO2-Emissionsreduktion sehe ich beim Ersatz des Verbrenner-Pkws durch ein E-Auto, das darf aber kein Hybrid sein. Der konsequente Bezug von saisonalem Bio-Regio Gemüse, Salat und Obst schlägt mit 0,5 to CO2 zu Buche. Auch bei der enkeltauglichen Kleidung würde ich 0,5 to CO2 ansetzen, da gibt es einschlägige Berechnungen, die niedriger liegen, aber mit Verlaub: die rechnen nicht alle Faktoren, so wie ich.

Franz:
Das heißt, mit diesen vier Subsistenz-Maßnahmen – die im Grunde jede/r relativ leicht machen kann – haben wir den CO2-Fußabdruck von durchschnittlich 9,5 to/Jahr nach dem 1. Schritt „Effizienz“ im 2. Schritt um weitere 4 to auf rund 6 to / Jahr reduziert, und liegen damit schon um ca. 45 % unter dem Fußabdruck der/s durchschnittlichen Deutschen. Super!

Hermann:
Ja, genau – da muss ich aber noch kleine Ergänzungen dazu loswerden. Ich habe mit dem Heizungstausch schon eine ordentliche Investitionsmaßnahme ausgewählt; bei dem tatsächlich vorhandenen Vermögen in Deutschland ist das aber für mich Jammern auf hohem Niveau. Bei den anderen Vorschlägen muss man definitiv in Zukunft mehr Zeit investieren, umsonst gibt es nichts. Falls jemand jetzt die Zahlen, die du gerade aufaddiert hast, nachrechnet muss ich noch eins sagen: Teile der Einsparungen aus Effizienz und Subsistenz würden bei genauerer Betrachtung doppelt gerechnet, deshalb habe ich die Ergebnisse (6 to und 45%) leicht nach oben korrigiert.

Franz:
Beim nächsten Mal geht es nach Effizienz und Subsistenz um das Thema „Suffizienz“ – was für dich gewissermaßen der „Königsweg“ oder man könnte auch sagen, der entscheidende Ansatz ist. Willst du uns heute schon verraten, warum du das so siehst?

Hermann:

Ja, gerne. Ich habe vorhin ja schon kurz anklingen lassen, was ich beispielsweise zum unverantwortlich hohen „Raumbedarf“ in unserem Land denke. Dieses vollkommen überzogene Anspruchsverhalten liegt allerdings in allen Lebensbereichen vor und ist leider anerzogen und angelernt. Maßhalten wurde immer als Einschränkung und nicht als Tugend angesehen, wogegen Wachstum und Ausschöpfen diversester Angebote immer noch als Ziel und Inhalt eines erfüllten Lebens beworben werden. Daher wird möglicherweise für viele die Suffizienzstrategie das interessanteste Thema werden, denn hier kommen wir bei den Handlungsfeldern an die persönlichen „Schmerzgrenzen“. Das „Nichtbeanspruchen“ und der echte „Verzicht“ ist das Mittel der Wahl, weil es halt sofort und nachhaltig zu einer Streichung des entsprechenden Fußabdruckanteils führt. Insgesamt betrachtet haben wir für die meisten Effizienz- und Subsistenzthemen nicht mehr die Zeit – das deutsche CO2-Budget ist in rund 7 Jahren aufgebraucht. Mir ist bewusst, dass diese unangenehme Wahrheit nicht zu Begeisterungsstürmen führt, es gab aber noch nie eine Zeit, in der wir so viel ins Positive verändern, bewegen, erfinden und gestalten können. Für mich als Transformer schlägt jeden Tag das Entwicklerherz in höchsten Tönen. Die Zukunft wird wunderbar und die nachfolgenden Generationen werden mit großer Hochachtung auf uns, unseren Mut und unsere Leistungen zurückblicken.

Franz:
Danke Hermann für das Interview  und für dein Mut machendes persönliches Zukunftsbild am Schluß – wir freuen uns schon wieder auf das nächste Mal, wenn es um die spannende Frage des „Was-brauche-ich-wirklich-für-ein-gutes-Leben-Frage“ geht!

 

In 5 konkreten Schritten persönlich KLIMANEUTRAL werden – heute der 2. Schritt: Effizienz!

Mit 4 konkreten Effizienz-Maßnahmen den CO2-Fußabdruck der/s durchschnittlichen Deutschen um über 2 to senken!

Erfahren Sie hier im Interview mit Hermann Hofstetter Interessantes rund um die alles entscheidende Klima-Frage, den CO2-Fußabdruck, sowie am Beispiel fünf konkreter Schritte, wie jede/r im Sinne des Pariser Klimaschutz-Abkommens KLIMANEUTRAL werden kann …
Foto: Hofstetter
Hermann Hofstetter ist Referent für Schöpfungsverantwortung der Erzdiözese München und Freising und Umweltmanagementbeauftragter des Ordinariats. Er ist im Vorstand vom TAGWERK Förderverein „Unsere Bio Nachbarn“ und Mitglied im Spezialist*innen-Team von Klimafreundlich Leben.

Franz:
Hallo lieber Hermann!
Beim letzten Mal haben wir von dir als 1. Schritt eine „wachrüttelnde Klima-Ist-Analyse“ erhalten und dabei festgestellt, wie wichtig es auf dem Weg zur persönlichen Klimaneutralität ist, diese Ist-Situation zu akzeptieren UND ins Handeln zu kommen.
Und „ins Handeln kommen“ – darum geht es nun heute.
Wie fangen wir am Sinnvollsten an, wenn wir klimaneutral werden wollen?

Hermann:
Neben der Erkenntnis der dramatischen Lage beim Klima und bei den planetaren Belastungsgrenzen bedarf es der Einsicht, dass man selbst Teil des Problems aber auch der Lösung ist – das ist eine zweifache gute Nachricht. Man ist der Situation, den Entwicklungen nicht hilflos ausgeliefert, sondern man kann ins TUN kommen. Weil wir selbst handeln und unserem Leben eine andere, bessere Richtung geben können, besteht die Chance zu einer positiven Grundstimmung bei der wir auch andere mitreißen; Gestalten statt Frustration, Aufbruch statt Lähmung, Hoffnung statt Ohnmacht!
Beim Klima-Handeln gibt es 3 konkrete Strategien für das Handeln: Effizienz, Subsistenz und Suffizienz.
Als 1. Option des Handelns – des eigenen „TUN’s“ – nehmen wir uns heute das Thema „Effizienz“ vor – auch weil sie von den drei genannten Strategien häufig die am leichtesten umzusetzende ist.

Franz:
Was bedeutet für dich „Effizienz“ im Hinblick auf den persönlichen C02-Fußabdruck?

Hermann:
Etwas effizienter zu machen, heißt etwas besser und Ressourcen-sparender zu machen. Das Schöne dabei ist, dass es jede/r sofort machen kann, weil es in aller Regel keiner oder nur geringer Investitionen bedarf. Im Gegenteil: zumeist spart man sich dabei sogar noch Geld!

Franz:
Kannst du uns mit deinen beispielhaften Effizienz-Steigerungs-Maßnahmen in den Bereichen Ernährung, Konsum, Mobilität und Gebäude/Energie auch aufzeigen, wie dadurch der durchschn. CO2-Fußabdruck des/der Deutschen reduziert werden könnte?

Hermann:
Gerne! Hier jeweils ein Bespiel für die vier Bereiche mit dem durchschnittlichen jährlichen Treibhausgas-Einsparpotential je Person.
Ernährung:
Halbierung der Lebensmittelabfälle = 130 kg CO2 / Jahr + Zusatznutzen = 500 EUR jährlich mehr im Lebensmittelbudget.
Konsum:
Die Hälfte der Konsumartikel wird doppelt so lange verwendet, die andere Hälfte wird zur Nutzung weiter- bzw. in Kreislaufprozesse gegeben = 1.490 kg CO2 / Jahr + Zusatznutzen = 1.000 EUR jährlich eingespart, die wir dann für gesunde Hand Made-Kleidungsstücke ausgeben könnten.
Mobilität:
Beim Pkw auf richtigen Reifenluftdruck achten, nicht schneller als 100 auf der Autobahn etc. = jährlich 250 kg CO2 / Jahr + Zusatznutzen = 500 EUR jährlich mehr in der Haushaltskasse, z.B. für den Kauf eines sparsamen Kühlschranks.
Gebäude/Energie:
Ersatz eines über 10 Jahre alten A oder A+ Kühlschranks durch ein A+++ Gerät = 130 kg CO2 / Jahr + Zusatznutzen = 50 EUR jährlich Verbrauchskosten eingespart.

Franz:
Das heißt, mit diesen vier Effizienz-Maßnahmen – die im Grunde jede/r leicht machen kann – haben wir den CO2-Fußabdruck von durchschnittlich 11,6 to / Jahr schon mal auf rund 9,5 to / Jahr um ca. 18 % reduziert. Genial!

Hermann:
Ja, genau und das spürt man auch gleich im ersten Jahr enorm in der gut gefüllten Haushaltskasse. Also: Es gibt unzählige Möglichkeiten, sein Leben effizient klimafreundlicher zu gestalten und Freude dabei zu haben. Das zeigt uns der Kurs „Klimafreundlich Leben“. Jede/r kann sofort damit anfangen…

Franz:
Beim nächsten Mal geht es nach Effizienz um das Thema „Subsistenz“ – da sind wir schon sehr gespannt drauf!
Nun aber noch zur Auflösung deiner Quiz-Frage vom letzten Mal!
Du hattest uns folgende 4 Maßnahmen vorgestellt, die in Summe eine Reduktion der persönlichen jährlichen Treibhausgas-Emissionen von 11,6 to auf ca. 6 to ergeben:
1. Den Strombezug von „dreckigem Deutschlandmix“ auf zertifizierten Ökostrom umstellen;
2. Die Jahresfahrleistung mit einem Klein-Pkw (mit spritsparendem Verbrennungsmotor) um 10.000 km reduzieren;
3. Sich intensiv politisch engagieren für den Klimaschutz;
4. Den deutschen Durchschnitts-Speiseteller der eigenen Ernährung für sich umstellen zu 100% biologisch, überwiegend regional & saisonal bei starker Reduzierung tierischer Produkte.
Deine Quiz-Frage war:
Welche Aufgabe erzielt welches CO2-Einsparpotential bei der Auswahl – 3 to – 1,5 to – 1 to – 0,5 to?
Wie lautet die Auflösung und mit welcher kurzen Begründung?

Hermann:
Ich muss gleich vorausschicken, dass es sich natürlich bei den Werten immer um Durchschnittsangaben handelt, das kann bzgl.der individuellen Lebensumstände durchaus ganz anders aussehen, aber: Das ist kein Problem – es geht hier um das Erkennen von Größenordnungen und da sind oftmals eben genau die plakativen Beispiele sehr hilfreich. Es geht ja um‘s Verstehen und Einordnen, damit man selbst besser priorisieren kann.
Die Auflösung sieht so aus:
0,5 to CO2 spart man jährlich ein, bei der Umstellung auf zertifizierten Ökostrom – der UBA-Rechner wirft hierfür sogar einen noch höheren Wert aus.
– Mit der Reduktion der PkW-Fahrleistung um 10.000 km senkt man seine jährlichen CO2-Emissionen um 1 to. Auch hier gilt: Das ist sehr konservativ angesetzt, bei größeren und nicht so sparsamen Modellen kann das auch das Doppelte betragen.
– Was mit und bei Lebensmitteln und Ernährung angerichtet wird, spricht sich ja immer mehr herum. Dementsprechend hoch ist auch der CO2-Fußabdruck. Also kann man bei der Umstellung auf enkeltauglich und klimafreundlich leicht 1,5 to Treibhausgas-Emissionen reduzieren – vorausgesetzt man gehört zum deutschen Durchschnitt.
– Es ist sicher eine Überraschung, dass die 3 to Emissions-Reduzierung durch das intensive politische Engagement möglich sind. Das liegt daran, dass wir alle weitaus klimafreundlicher leben könnten, wenn die Rahmenbedingungen dazu vorhanden wären und die Ordnungspolitik das nachhaltig unterstützen würde. Das heißt bspw., dass rasch politische Weichenstellungen vorgenommen werden zu:
o Einstellung der Steuerbefreiung von Flugbenzin als auch der Dieselsubventionierung.
o Besteuerung von Ressourcenverbrauch und Klimaschädigung statt Arbeit.
o Erhöhung der CO2-Abgaben mindestens auf das vom UBA empfohlene Preisniveau.
o Verpflichtende Errichtung von PV-Anlagen und Förderung der Energieautarkie durch Bürgerengagement.
o Verpflichtende BioRegio-Verpflegung bei allen kommunalen und öffentlichen Einrichtungen inkl. KiTa, Schulen, Behörden, Sozialbereich etc.
o Verbot von Inlandsflügen.
o Aufbau einer 100% Kreislauf- und Recyclingwirtschaft. Die wegfallenden Arbeitsplätze bei nicht zukunftsfähigen Sektoren im Automobilbereich, bei den Flug- und Reisegesellschaften, in der Chemie und bei der Baustoffindustrie werden staatlich zu 100% gefördert umgebaut zu enkeltauglichen Arbeitsplätzen in der nachhaltigen Baubranche, Biobranche, in Regio-Handwerksbranchen usw. Schöne und gute Arbeitsplätze dezentral, kleinteilig und in Kreislauf-Wertschöpfungsketten statt Sackgassenproduktion in Städten usw.
Ich könnte jetzt hier endlos weitermachen, das ist aber nicht der Rahmen. Wie kommen wir dahin!? Indem wir Druck aufbauen und uns jede/r nach ihren/seinen Möglichkeiten intensiv engagieren und so die Politik zum Handeln bewegen. Wenn die Massen auf den Straßen sind, wird sich was ändern, alles andere dauert zu lang.

Franz:
Danke Hermann für das Interview – wir freuen uns schon auf das nächste Mal, wenn es um die Subsistenz-Frage geht, also darum, wie wir sinnvoll durch „Ersetzen“ und „Anders machen“ Gutes fürs Klima tun können.

C02-Fußabdruck  für Unternehmen senken – gemeinsam. konkret. wirkungsvoll.


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