Wie viel CO2 speichert ein Baum pro Jahr?

Douglasien speichern pro Jahr 46,46 kg CO2Bild: canva

Bäume absorbieren CO2. Der Mechanismus dahinter heißt Fotosynthese. Aus CO2 machen Bäume mit der Fotosynthese Kohlenstoff. Diesen Kohlenstoff lagern Bäume ein in ihrem Holz. Sauerstoff wird dann wieder abgegeben. Wälder sind damit bedeutende CO2-Speicher. Bäume pflanzen, ist eine effiziente Maßnahmen gegen die Klimakrise. Wie viel CO2 speichert ein Baum pro Jahr?

Lesen Sie hier den interessanten Blog-Beitrag von Christopher Schulz von fortomorrow

Stadt Burghausen übernimmt ökologische Vorreiter-Rolle – verursacht durch Klimafreundlich Leben Kurs

Foto Dr. Holger Lundt

Dr. Holger Lundt ist verheiratet, hat 3 Kinder, von Beruf Physiker und inzwischen im Ruhestand. Als aktives Mitglied beim Bund Naturschutz und im Landesbund für Vogelschutz engagiert er sich seit Jahren im Arten- und Grundwasserschutz des Landkreises Altötting.
Im Jahr 2021 nahm Dr. Lundt in einem meiner Klimafreundlich Leben Kurse teil, der vom Umweltamt der Stadt Burghausen organisiert wurde.
Lesen Sie im Interview, warum dieser Klimafreundlich Leben Kurs einen nicht unerheblichen Anteil daran hat, dass die Stadt Burghausen als 1. Kommune Deutschland bei
mitmacht.

Franz:
Lieber Holger – Burghausen ist als die 1. Kommune in Deutschland bei „4 per 1000“ dabei. Hier der Zeitungsbericht der PNP vom 26.3.22 „Gesunde Böden als Querschnittsaufgabe – Stadt Burghausen übernimmt Vorreiter-Rolle“ ….
Du hattest damals bei unserem Klimafreundlich Leben Kurs in Burghausen als Aufgabe genau dieses Wunsch-Ziel formuliert. Von daher möchte ich dir ganz persönlich für diesen Erfolg gratulieren!
Magst du uns erzählen, was die Ziele von „4 per 1000“ sind und warum dir dies so wichtig war, dass du dir genau diese Aufgabe vorgenommen hattest?“

Holger:
Die 4p1000 Initiative wurde im Jahr 2015 von der Regierung Frankreichs während der Weltklimakonferenz in Paris gegründet. Das wesentliche Merkmal dieser Initiative ist ein Lösungsansatz, der den drei großen Herausforderungen unserer Zeit, nämlich Klima- und Artenschutz und eine nachhaltige Landwirtschaft, ein gleicher Weise gerecht wird. Die zentrale Maßnahme dabei ist ein weltweiter Aufbau von Humus in unseren Böden. Denn unsere Böden sind ja noch vor den Wäldern der größte terrestische Speicher von Kohlenstoff auf unserem Planeten. Dabei geht es nicht nur um eine Senke für CO2 zum Klimaschutz, sondern auch die Bewahrung der Bodenfruchtbarkeit für eine ökologisch orientierte Landwirtschaft. Zugleich wird der Boden selbst als Ressource vor Erosion geschützt und die lebenswichtige Bildung von Grundwasser gefördert.

Franz:
Warum glaubst du hat die Stadt Burghausen diese Vorreiter-Rolle übernommen und was sind die Gründe, warum es in Deutschland seit 2015 bisher noch keine Kommune vorher getan hat?

Holger:
Humus in der oberen Bodenschicht fördert nicht nur die Grundwasserneubildung sondern er schützt auch die unteren Grundwasservorkommen vor Eindringen von Nitrat. Genau dieser Effekt ist für uns in Burghausen besonders wichtig. Daher passt die 4p1000 Initiative hervorragend zu unseren bisherigen Bemühungen zum Grundwasserschutz in Burghausen. Und daher war es mir so wichtig, diese internationale Initiative in unsere kommunale Politik hineinzutragen. Hinzu kommt der glückliche Umstand, dass Prof Hülsbergen von der TU München, der die Stadt Burghausen beim Grundwasserschutz ohnehin berät, bei diesem Thema einen Forschungsschwerpunkt hat und daher auch die 4p1000-Programme in Burghauen wissenschaftlich begleiten kann.
Leider hatte unsere alte Bundesregierung zwar Frankreich auf internationalen Konferenzen die Teilnahme an 4p1000 zugesagt, praktisch ist das  aber kaum  in konkreten Programmen umgesetzt worden. Daher ist 4p1000 bisher auf kommunaler Ebene in Deutschland kaum bekannt geworden. Das ändert sich aber gerade. In Bayern unterstützt inzwischen auch die Landesanstalt für Landwirtschaft 4per1000 und erarbeitet ein Humus-Programm.

Franz:
Gibt es denn schon erste Erfolge aufgrund der Teilnahme von Burghausen an 4p1000 und wie ist die Umsetzung in der Region organisiert?

Holger:
Nach dem Beitritt von der Stadt Burghausen bei 4p1000 wird nun in Zusammenarbeit mit der Ökomodellregion Inn-Salzach und Prof. Hülsbergen ein Programm erarbeitet, dass folgende Schwerpunkte haben wird:
– Anbau von Leguminosen
– Verwendung von Pflanzenkohle und Kompost
– Agroforste und Hecken
Die genauen Rahmenbedingungen werden derzeit erarbeitet.

Franz:
Welche Strategie empfiehlst du Kommunen, die ebenfalls bei 4p1000 mitmachen wollen?

Holger:
Maßnahmen zum Humusaufbau können von vielen Kommunen durchgeführt bzw. gefördert werden.  Dazu können landwirtschaftliche Praktiken zum Humusaufbau finanziell unterstützt oder derartige Maßnahmen in Pachtverträgen vereinbart werden. Außerdem können beispielsweise Hecken und Agroforste auch auf kommunalen Grundstücken angelegt werden. Neben den vielen Vorteilen für den Artenschutz sind sie auch hervorragende Kohlenstoffsenken für den Klimaschutz, wie neueste Untersuchungen des Thünen-Instituts zeigen.
Ich wünsche mir, dass viele Kommunen dem Beispiel Burghausen folgen und so den Klima- und Bodenschutz auf die kommunale Ebene bringen. Genau da gehört er hin, nämlich vor die Haustür.

Franz:
Dürfen sich Kommunen oder Interessierte bei dir melden?

Holger:
Gerne unter meiner Email-Adresse
Für weitere Fragen zum 4p1000-Beitritt von Kommunen sind die Ansprechpartner bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung Frau Julia Klemme und Frau Claudia Schepp.
Hier auch noch ein gut gemachtes und leicht verständliches 3-Minuten-youtube-Video zu 4p1000 in englischer Sprache.

Franz:
Ich bedanke mich herzlich für dieses Interview bei dir und möchte dich gerne um ein kurzes Abschluss-statement zu Klimafreundlich Leben bitten …

Holger:
Lieber Franz, dein Workshop Klimafreundlich Leben in Burghausen hat einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass das Thema Klimaschutz bei uns verstärkt in die Kommunalpolitik hingetragen wurde. Dafür danke ich dir!
Ich wünsche dir, dass du mit diesem Engagement in unsere Region weiterhin solche Erfolge erzielst.

 

Klimakollekte unterstützt Klimafreundlich Leben

Klimakollekte – der Kompensationsfonds der evangelischen und katholischen Kirchen – berät Menschen dabei, klimafreundlich zu handeln und so die Schöpfung zu bewahren.

Empfohlene CO2-Strategie:
1. Vermeiden & Reduzieren
2. Kompensieren 
Emissionen berechnet die Klima-Kollekte kostenlos und berät zu Reduktionsmöglichkeiten. Verbleibende Emissionen können über Projekte der Klima-Kollekte im Bereich erneuerbare Energien und Energieeffizienz ausgeglichen werden.

Qualitätsurteil „sehr gut“
Die unabhängige Stiftung Warentest hat in der Anfang 2018 erschienenen Untersuchung „Freiwillige CO2-Kompensation“ die Klima-Kollekte mit dem Qualitätsurteil „sehr gut“ ausgezeichnet. Die Projekte sind für die lokale Bevölkerung in Ländern des globalen Südens entwickelt und mindern Armut vor Ort, in dem sie Frauen stärken, Gesundheit schützen und Perspektiven ermöglichen – zudem verringern sie den CO2 -Ausstoß und schützen so das Klima.Ihr Klimaschutzbeitrag wird transparent und vertrauensvoll verwendet – dafür stehen die Gesellschafterhäuser der Klima-Kollekte.

In der Meldung vom 15.2. schreibt Klima-Kollekte:
Wir freuen uns über das Engagement des KBW, das den Ansatz der Klima-Kollekte teilt und den Dreiklang „CO2-Emissionen vermeiden – reduzieren – kompensieren“ erfolgreich umsetzt.

Freuen sich …. Im Bild von links oben:
Claudi Deckelmann, Pädagogische Referentin / Heidi Schlicht, Verwaltungsmanagement / Tobias Trübenbach, Geschäftsführer /
Hans Glück, Referent für Nachhaltigkeit / Iris Eckert,  Finanzmanagement
von links unten:
Andrea Rosenegger, Theologische Referentin / Ursula Lay, 1. Vorsitzende /
Steffi Berger, Marketing /
Auf dem dem Bildschirm ein Teil des Teams von Klima Kollekte – von links oben:
Katharina Bredigkeit,  Referentin für Bildung und Kooperation / Verena Bünte, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit / Bent Jungklass, Freiwilliges Ökologisches Jahr / Lukas Küsters, Praktikant

ONLINE Interview mit Hermann Hofstetter: In 5 konkreten persönlichen Schritten KLIMAPOSITIV werden!

Einladung zum ONLINE Interview von Franz Galler mit Hermann Hofstetter am 4. November vom 18 bis 19.30 Uhr

„In 5 konkreten Schritten persönlich KLIMANEUTRAL werden …“
Auf Basis dieser mit großer Aufmerksamkeit verfolgten Interview-Serie stellen wir nochmals die wichtigsten Fragen und laden Sie ein, sich selbst eine Meinung  zu bilden, was jede/r Einzelne in der entscheidenden Klima-Frage tun kann.

Programm:
1. Begrüßung
2. keynote von Hermann Hofstetter
3. Hermann Hofstetter beantwortet die wichtigsten Fragen

Teilnahme: kostenlos – wir bitten um Verbreitung in Ihren Netzwerken!

Hier der Zoom-link 
Meeting-ID: 915 5419 1746
Kenncode: 822700

Hermann Hofstetter mit selbstgebautem Insektenhotel
Foto: Dr. Gabriele Riffert

Hermann Hofstetter ist Referent für Schöpfungsverantwortung der Erzdiözese München und Freising und Umweltmanagementbeauftragter des Ordinariats. Er ist im Vorstand vom TAGWERK Förderverein „Unsere Bio Nachbarn“ und Mitglied im Spezialist*innen-Team von Klimafreundlich Leben.

 

In 5 konkreten Schritten persönlich KLIMANEUTRAL werden – heute der 5. und letzte Schritt: Kompensation!

Heute geht es im 5. und letzten Schritt mit der Strategie „Kompensation“ darum, wie im Grunde jede/r mit sinnvollen Kompensations-Maßnahmen „Klimaneutral “ – oder sogar „Klimapositiv“ werden kann …

Erfahren Sie hier im Interview mit Hermann Hofstetter Interessantes rund um die alles entscheidende Klima-Frage, den CO2-Fußabdruck, sowie am Beispiel fünf konkreter Schritte, wie jede/r im Sinne des Pariser Klimaschutz-Abkommens KLIMANEUTRAL werden kann …

Hier ist der Fußabdruck der/des „durchschnittlichen Deutschen“ mit 11,6 to
Hier ist der Fußabdruck der/des „deutschen Normalbürger*in Mittelklasse“ mit ca. 20 to (ohne Strom und unethische Geldanlagen)

Hermann Hofstetter mit selbstgebautem Insektenhotel Foto: Dr. Gabriele Riffert

Hermann Hofstetter ist Referent für Schöpfungsverantwortung der Erzdiözese München und Freising und Umweltmanagementbeauftragter des Ordinariats. Er ist im Vorstand vom TAGWERK Förderverein „Unsere Bio Nachbarn“ und Mitglied im Spezialist*innen-Team von Klimafreundlich Leben.

Für „Erst-Leser“ – was ist in den 5 Schritten konkret passiert?
 * der 1. Schritt war eine „wachrüttelnde Klima-Ist-Analyse“ von Hermann Hofstetter – wir haben dabei festgestellt, wie wichtig es auf dem Weg zur persönlichen Klimaneutralität ist, diese Ist-Situation zu akzeptieren UND ins Handeln zu kommen
* mit dem 2. SchrittEffizienz“ zeigten wir auf, wie die/der durchschnittliche Deutsche mit 4 konkreten Maßnahmen relativ leicht den persönlichen C02-Fußabdruck von 11,6 to auf ca. 9,5 to reduzieren könnte.
* im 3. SchrittSubsistenz“ – der Strategie des „Tauschens von Produkten und Verhaltensweisen“ – senkten wir durch weitere 4 konkrete Maßnahmen den persönlichen C02-Fußabdruck nochmals um 4 to auf ca. 6 to
* im 4. Schritt – dem „Königsweg der Suffizienz“ – befreiten wir uns von Konsumzwängen und unnötigem Ballast und propagierten das „gute Leben für Alle“. Mit 4 Beispiel-Maßnahmen reduzierten wir den persönlichen C02-Fußabdruck erheblich auf einen Rest von ca. 3,5 to.
*
im 5. und letzten Schritt mit der Strategie „Kompensation“ wird aufgezeigt, wie im Grunde jede/r mit sinnvollen Kompensations-Maßnahmen „Klimaneutral “ – oder sogar „Klimapositiv“ werden kann …

Einladung:
Am  4. November laden wir Sie zum kostenlosen ONLINE Interview mit Hermann Hofstetter ein – Thema: „In 5 konkreten persönlichen Schritten KLIMAPOSITIV werden!“

Mit sinnvollen Kompensations-Maßnahmen KLIMANEUTRAL werden! 

Erfahren Sie hier im Interview mit Hermann Hofstetter Interessantes rund um die alles entscheidende Klima-Frage, den CO2-Fußabdruck, sowie am Beispiel fünf konkreter Schritte, wie jede/r im Sinne des Pariser Klimaschutz-Abkommens KLIMANEUTRAL werden kann …
Hermann Hofstetter mit selbstgebautem Insektenhotel Foto: Dr. Gabriele Riffert

Hermann Hofstetter ist Referent für Schöpfungsverantwortung der Erzdiözese München und Freising und Umweltmanagementbeauftragter des Ordinariats. Er ist im Vorstand vom TAGWERK Förderverein „Unsere Bio Nachbarn“ und Mitglied im Spezialist*innen-Team von Klimafreundlich Leben.

Für „Erst-Leser“ – was ist bisher bei den ersten 4 Schritten passiert?
* der 1. Schritt war eine „wachrüttelnde Klima-Ist-Analyse“ von Hermann Hofstetter – wir haben dabei festgestellt, wie wichtig es auf dem Weg zur persönlichen Klimaneutralität ist, diese Ist-Situation zu akzeptieren UND ins Handeln zu kommen
* mit dem 2. SchrittEffizienz“ zeigten wir auf, wie die/der durchschnittliche Deutsche mit 4 konkreten Maßnahmen relativ leicht den persönlichen C02-Fußabdruck von 11,6 to auf ca. 9,5 to reduzieren könnte.
* im 3. SchrittSubsistenz“ – der Strategie des „Tauschens von Produkten und Verhaltensweisen“ – senkten wir durch weitere 4 konkrete Maßnahmen den persönlichen C02-Fußabdruck nochmals um 4 to auf ca. 6 to
* im 4. Schritt – dem „Königsweg der Suffizienz“ – befreiten wir uns von Konsumzwängen und unnötigem Ballast und propagierten das „gute Leben für Alle“. Mit 4 Beispiel-Maßnahmen reduzierten wir den persönlichen C02-Fußabdruck erheblich auf einen Rest von ca. 3,5 to.

Heute geht es nun im 5. und letzten Schritt mit der Strategie „Kompensation“ darum, wie im Grunde jede/r „Klimaneutral“ – oder sogar „Klimapositiv“ werden kann …

Franz:
Lieber Hermann, bevor wir darüber reden wollen, wie wir persönlich „Klimaneutral“ oder sogar „Klimapositiv“ werden können wo stehen wir denn allgemein in Bezug auf die wirklich notwendigen Klimaziele?

Hermann:
Da muss ich eingangs gleich auf eine gewaltige Fehleinschätzung hinweisen!
Die große Mehrheit der Politiker und Wirtschaftsfunktionäre redet gerne von einer Emissionsneutralität, die unter Bezugnahme auf die Pariser Beschlüsse von 2015 angeblich erst in mehreren Jahrzehnten erreicht werden muss. Das ist wissenschaftlich völlig falsch, unverantwortlich und tlw. bewusst irreführend.
Das Ergebnis daraus ist, dass sich viele Menschen bei uns „zurücklehnen“, da wir ja noch so viel Zeit zu haben scheinen. Die kolportierten Ziele „2050“, „2045“ aber auch „2040“ gehen vollkommen an den tatsächlich für Deutschland notwendigen Klimaschutzzielen vorbei.

Tatsächlich ist nicht eine Jahreszahl entscheidend um die Erwärmung auf höchstens 1,5° zu begrenzen, sondern das weltweit noch maximal zur Verfügung stehende Treibhausgas (THG)-Budget und damit verbunden, die noch möglichen Emissionen in die Atmosphäre.
Dieser Zusammenhang, den die Wissenschaftsgemeinschaft in den letzten Jahren in vielen Publikationen ausreichend erläutert hat, führt konsequent auf Deutschland heruntergebrochen dazu, dass wir unser CO2-Budget de facto bereits so gut wie aufgebraucht haben.

Sicher, andere Länder haben definitiv noch Jahrzehnte Zeit ihre „Treibhausgasneutralität“ zu erreichen, da sie halt umgerechnet bisher vielleicht nur halb so viel CO2 freigesetzt haben, wie wir in Deutschland.
Allein aus Gerechtigkeitsgründen scheitert’s also hier für mich schon mal an der richtigen Zielsetzung. Wir müssen endlich damit aufhören, uns etwas vorzumachen, dann hören auch die Politiker damit auf, den Tatsachen auszuweichen.
Wir haben nämlich kein Recht anteilig je Einwohner des Landes mehr Treibhausgasemissionen zu beanspruchen, wie andere Nationen – ganz im Gegenteil, da die Industriestaaten mit großem Abstand zu den führenden „Klimasündern“ gehören; damit verbleibt uns – je nach Ambition beim Reduktionspfad (linear oder progressiv) in den nächsten Jahren – ein Treibhausgas-Restbudget für einen Zeitraum von nicht mal bis 2030. Das ist die ungeschminkte Wahrheit.

Franz:
Lieber Hermann – in 4 Schritten haben wir den C02-Fußabdruck des/r durchschnittlichen Deutschen von 11,6 to um ca. 70 % auf 3,5 to reduziert.
Persönlich auf „0“ zu kommen, das ist derzeit nicht möglich – warum nicht und was heißt das im Hinblick auf das große Ziel rechtzeitig in Deutschland und weltweit auf „0“ zu kommen?

Hermann:
Es stimmt, auch wenn wir alle Lebensbereiche auf klimafreundlich umstellen, kommen wir bei unserer persönlichen CO2-Bilanz nicht auf „0“, da die für jeden Bürger anteiligen Treibhausgasemissionen aus dem öffentlichen Bereich immer noch verbleiben. Allerdings kann unsere Selbstwirksamkeit nicht hoch genug eingeschätzt werden. Nicht nur, weil wir individuell – wie gezeigt – den eigenen Emissionswert rasch um mehrere to CO2 senken können, sondern weil jede/r von uns die Mitmenschen positiv beeinflussen und „mitreißen“ kann.
Und das ist die gute Nachricht: In beiden Bereichen können wir sofort damit beginnen.

Daran arbeiten heißt, sich intensiv für eine politische und gesellschaftliche Transformation in eine enkeltaugliche Zukunft zu engagieren, dann werden sich die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen auch schnell in Richtung Klimafreundlichkeit ändern – das gilt für alle Handlungsfelder und Sektoren. Da wir allerdings zur grundlegenden Neuausrichtung nicht mehr viel Zeit haben, sollten wir nicht auf die Entscheidungen von „oben“ warten, sondern JETZT möglichst viele Mitmenschen dazu bringen, sich schon ab morgen massiv für ein baldiges klimataugliches Leben einzusetzen.
Langfristig macht das für unseren CO2-Fußabdruck nochmal 2-3 to Reduktion pro Jahr für jede/n von uns aus.

Franz:
Du sprachst das letzte Mal von „sinnvollen Kompensations-Maßnahmen“ für den verbleibenden Rest der persönlichen Treibhausgas-Emissionen und dass man darüber hinaus sogar „klimapositiv“ wirken könne.
Ich weiß, dass du „Kompensation“ sehr kritisch siehst und du bist damit nicht alleine. Manche sprechen bei „Kompensation“ von modernem Ablass-Handel und dem Wunsch der „westlichen Welt“, sich mit ihrem Geld von der Verantwortung „freikaufen und wie bisher weiterleben zu wollen“.
Wo siehst du diese Kritik an „Kompensation“ berechtigt bzw. welche Gefahren siehst du durch „nicht sinnvolle“ Kompensation und wie kann „Kompensation“ richtig eingesetzt durchaus positiv – oder wie du sagtest „sinnvoll“ – wirken?

Hermann:
Ich bring’s mal provokant auf eine ganz einfache Gleichung: Zur Aufrechterhaltung unseres egoistischen Lebensmodells vernichten wir weiterhin in großem Stil die Lebensgrundlagen der nächsten Generationen, überweisen dafür dann den lächerlichen Kompensationsbetrag von EUR 30 je t CO2 – sind somit „klimaneutral“ – und baden uns in satter Selbstzufriedenheit. Geht’s noch!?

Was ich damit sagen möchte: Einfache Ausgleichzahlungen mangels eigenen Willens und Einsehens bzw. mangels ambitionierter Ziele lösen mitnichten das Problem. Ich spüre jedoch seit einiger Zeit von allen Seiten, dass versucht wird, die Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft und unseres Konsums mit Kompensationsmaßnahmen schön zu rechnen und das „Endprodukt“ scheinheilig als klimaneutral zu etikettieren. Die einzige ehrliche und richtige Zielsetzung ist für mich, ein je eigenes „klimafreundliches Leben“ herzustellen und die konventionelle Kompensation (d.h. Kompensation ohne nachhaltige Bildung von CO2-Senken lokal / regional in Höhe der THG-Emissionen in t) als einen „Zusatz“ zu benutzen.

Wir dürfen es uns auf Kosten der nächsten Generationen nicht so einfach machen. Vermeidbare THG-Emissionen kann man nicht kompensieren, indem man mit billigem Geld auf einem anderen Kontinent zweifelhafte Aufforstungen unterstützt, die im besten Fall wirklich durchgeführt werden. Falls aber die betreffenden Bäume nicht abgefackelt werden (wir haben in der großen räumlichen Entfernung bspw. keinerlei Eingriffsmöglichkeiten auf sich ändernde politische Rahmenbedingungen), wird doch erst über Jahrzehnte wieder die entsprechende CO2-Menge der Atmosphäre entzogen – in der Zwischenzeit ist die Bilanz dauerhaft negativ und führt zu weiterer Erderwärmung.

Vielen ist gar nicht bewusst, dass die üblichen Kompensationsbeträge [in EUR je t CO2] Schleuderpreisen gleichen und nicht die echten Umweltkosten widerspiegeln. Das Öko-Institut errechnet wegen der Umweltschäden für die t CO2 einen notwendigen Kompensationsbetrag von 600 EUR! Nach Adam Riese kostet dann der Billigflug nach Malle statt 100 EUR gerechterweise 700 EUR pro Nase. In Kenntnis der Zusammenhänge kann man doch mit dieser Art von „fauler Kompensation“ keinen Frieden finden.

Die Gefahr ist einfach, dass sich der Problemfokus verschiebt. Im Zweifel kann man die tatsächlichen Schäden, die durch das eigene Handeln oder Nichthandeln entstehen, ausblenden oder verdrängen, da man ja kompensiert. Nüchtern betrachtet ist es halt doch ein „Loskaufen“, dann hat die liebe Seele ihre Ruhe und alles geht wieder seinen geordneten Gang.

Damit uns unsere Mitmenschen und Nachkommen als echte Vorbilder erleben, dürfen wir keine Bilanzierungstricks unterstützen. Vielmehr müssen wir aus der Anonymität heraustreten und durch Mitarbeit und mit finanzieller Beteiligung bspw. zu „Baumpaten“, „Gemüsebeetpaten“, „Gewächshauspaten“ oder Anteilseigner beim Biobauern werden. Dadurch können wir nachhaltig sogar eine deutlich positive THG-Bilanz herstellen, ganz nebenbei dem Artenschutz dienen und einen großen Lustgewinn bei der Schaffung von Biodiversität und gesunder Lebensräume generieren.

Franz:
In meinen Klimafreundlich Leben – Kursen sind die Teilnehmer*innen immer wieder überrascht, welche große Klimawirkung ein konsequent nachhaltiges Geldverhalten hat … magst du uns dazu ein Beispiel sagen?

Hermann:
Stimmt, es macht einen sehr großen Unterschied wem und wofür man sein Geld zur Verfügung stellt. Das geht bei ganz alltäglichen Bankgeschäften schon los.
Wenn ich hierzu gefragt werde, empfehle ich sehr gerne die älteste Ethikbank, die Steyler Bank. Ganz unabhängig von dem guten Service und den blitzartigen Überweisungen beschäftigt sich diese Bank schon seit Jahrzehnten mit einer Geldanlagepolitik, die engagiert und beispielgebend ist und spekuliert grundsätzlich nicht in Raubtiermanier mit ihren Finanzmitteln und Einnahmenüberschüssen. Stattdessen wurden 100 Mio. EUR eingesetzt für Menschen, die in benachteiligten Erdregionen an den Rand gedrängt werden. Von den Kontoführungsgebühren geht u.a. 1 EUR / Monat in Hilfsprojekte für arme Länder und die dort tätigen Steyler-Missionare (weltweit viele tausend) die sich vor Ort um die Umsetzung von Schöpfungsbewahrungsprojekten kümmern. So wurde bspw. in Bolivien eine Modellfarm angelegt bei der bereits mit Einzeltranchen von 200 EUR jeweils ein 1 ha Wald angepflanzt wurde. Das ist gelebte Schöpfungsverantwortung, da damit die Umwelt und das Klima geschützt werden; außerdem wird den Menschen eine langfristige Existenz gegeben, die ihnen das Bleiben in ihrem Land ermöglicht. Ums nochmal klar zu sagen: Entweder wird auf möglichst hohe Rendite geschielt oder die Gemeinwohlorientierung steht im Vordergrund. Da gibt es für mich auch keinen Interpretationsspielraum und die Steyler Bank ist das beste Beispiel dafür, wie es sein soll.

Klimapositiver Geldeinsatz ist aber nicht nur in fernen Ländern möglich und notwendig, sondern gerade auch direkt bei uns vor der Haustür!
Mit vergleichsweise kleinen Beträgen kann jede/r relativ rasch große CO2-Senken erzeugen und hat damit einen wirkungsvollen Hebel, um selbst die individuelle Klimabilanz nachhaltig ins Positive umzudrehen. Die einfachsten Möglichkeiten sind aus meiner Sicht:

  • Erwerben von Genossenschaftsanteilen zur Errichtung von Bürgerenergie Photovoltaik-Anlagen oder Windkraftanlagen;
  • Investition in Humusaufbau in der Landwirtschaft. So schreibt der Deutsche Bauernverband 2019 in seiner Publikation „Klimastrategie 2.0“:
    Auf Ackerstandorten mit mäßiger Humusversorgung besteht ein Potential, durch Fruchtfolgegestaltung und Bewirtschaftungsmethoden, allen voran der Bodenbearbeitung, Rückführung von Ernteresten und Zwischenfrüchten sowie Wirtschaftsdünger, zur Humuserhaltung und zum Humusaufbau des Bodens beizutragen.“
    Wichtig zu wissen, das haben wir auch dringend nötig: Nimmt doch in den westlichen Ländern wegen der (u.a. vom Bauernverband prädestinierten) industriellen Landwirtschaft seit Jahren der Humusanteil der Ackerböden kontinuierlich ab. Durch Spenden, Beteiligungsmodelle, wie z.B. eine SoLaWi ist es möglich, auf landwirtschaftlichen Flächen den Prozess der Vernichtung von Humus wieder umzukehren. Besonders schön daran ist, dass man die Investition und den Erfolg vor Ort anschauen kann. Außer der CO2-Senkenbildung sind damit auch gewaltige strukturelle Verbesserungen für die Region verbunden, wie Erosionsschutz, Erhöhung der Wasserhaltefähigkeit, erhöhte Bodenfruchtbarkeit und größere Biodiversität bei den Bodenlebewesen. Bei geeigneter Bewirtschaftung können in wenigen Jahren durch den Humusaufbau mehrere Dutzende t CO2 je ha der Atmosphäre entzogen werden. Wegen Klima-, Arten- und Ressourcenschutz ist es zwingend, die Landwirtschaft wieder auf natürlich, das bedeutet naturnah und regenerativ, umzustellen. Der Welternährungsrat hat ausgerechnet, dass ein Humusaufbau von 0.04% die gesamten jährlichen CO2-Emissionen ausgleichen könnte – muss man eigentlich noch mehr sagen?
  • Über Plattformen wie positerra (für Unternehmen und Institutionen) oder die greensurance-Stiftung werden Beteiligungsmöglichkeiten, z.B. zur Moorvernässung angeboten. Reale Wiederaufforstung, Moorvernässung und Humusaufbau sind eine sehr wirkungsvolle Ausgleichsmaßnahme, auch wenn dies nicht dem „Freikaufen“-Verständnis entspricht. Es handelt sich hierbei um „echte Kompensation“ und nicht um Rechen- und Bilanzierungstricks. Mit solchen Maßnahmen wird nämlich tatsächlich emittiertes CO2 wieder aus der Atmosphäre geholt und als Kohlenstoff eingelagert. Falls die betreffenden Bereiche weiter so genutzt werden, ist dies nachhaltig und dauerhaft der Fall.

Was ich allerdings nicht verstehe:
Brauchen wir denn immer einen Fond oder ein drittes Unternehmen, das für uns – oftmals in großer räumlicher Distanz – etwas „anpflanzt“!?
Selbst wenn man in einer Wohnung ohne Garten lebt, muss doch noch so viel Handlungsvermögen da sein, dass ich zu einem Waldbauer gehe und ihm – der ja sowieso seinen Wald auf nachhaltig und naturnah umbauen muss – das Geld gebe, dass er 10 oder 20 Eichen statt der umgefallenen Fichten anpflanzt.
Außer den 30 t CO2, die diese Bäume in den nächsten Jahren aus der Luft holen, kann ich mich in meiner Freizeit hin und wieder zum Picknick unter „meine Eichen“ legen und ihnen beim Wachsen zusehen (was ich bspw. bei Aufforstungsprojekten in Übersee nicht kann).
Oder ich suche mir einen Wiesenbesitzer und überrede ihn, daraus eine Streuobstwiese zu machen. Für die mitfinanzierten Obstbäume gibt’s dann auch mal Naturalzins. Ich glaube, da fallen mir noch viele Möglichkeiten ein, die außer „Kompensation“ auch das Leben an sich sehr bereichern.

Franz:
Magst du uns zum Abschluss noch Beispiele für „sinnvolle“ Kompensationsmaßnahmen geben, die du empfehlen kannst bzw. warum?

Hermann:
Ich bin der Meinung ein einfaches „Freikaufen“ ist zu wenig!
Zumal der derzeit festgelegte „Äquivalenzbetrag“ je t CO2 um mehrere Größenordnungen zu niedrig ist. Statt 30 EUR je t CO2, muss man mindestens 600 EUR je t CO2 ansetzen. Das entspricht halt eher den tatsächlichen Umwelt- und Langzeitschäden. Und mit der Summe kann man wirklich etwas für eine klimafreundliche Kompensation tun.
Einen einfachen Einstieg in das Thema Kompensation findet man bei der Klimakollekte (www.klimakollekte.de), ein sehr hochwertiger Kompensationsfond den die deutschen Kirchen eingerichtet haben. Da kann man in konventioneller Hinsicht nichts falschmachen. Mit den Kompensationsgeldern werden Umweltschutzprojekte auf der Südhalbkugel unterstützt, die klimawirksam sind.
Die Beschäftigung mit den Funktionen auf der Website ist sehr lehrreich, wird doch auch für Veranstaltungen usw. der Fußabdruck berechnet. Es macht absolut Sinn, sich vor Reisen und Veranstaltungen den dadurch entstehenden CO2-Fußabdruck auf der Website der Klimakollekte auszurechnen und gleich zu kompensieren.

Ich möchte aber an dieser Stelle mit meiner Meinung nicht hinterm Berg bleiben: Ich halte sehr viel von der Kompensationsmöglichkeit mit der Klimakollekte – aber nur als „Zusatz“ und eben nicht als alleinige oder im Vordergrund stehende Maßnahme. Das bedeutet konkret, das Beispiel mit dem Flug nach Malle von vorhin wieder aufgreifend, dass ich die Bilanz (weit) vor Entstehen der THG-Emissionen schon ins Positive ausgleichen muss. Ich muss also heuer bspw. in der Region eine Reihe Bäume pflanzen, die in einem Jahr so viel Kohlenstoff einlagern, dass der Atmosphäre 1 t CO2 entzogen wird – dann kann ich nächstes Jahr nach Mallorca fliegen. Also: ohne Schaffung / Ausweitung von nachhaltigen CO2-Senken lokal / regional in Höhe der THG-Emissionen in t kann ggfs. jede Kompensation zur Makulatur werden. Zusätzlich wäre dann die Kompensationszahlung der 30 EUR über die Klimakollekte schon hilfreich, damit wenigstens ein bisschen die Klimaschutzmaßnahmen in den Entwicklungsländern unterstützt werden.

Empfehlung für Fans einer enkeltauglichen Landwirtschaft: Einen Landwirt überzeugen, dass ein Acker aus der humusvernichtenden herkömmlichen Nutzung genommen wird, also künftig keine chemisch-synthetischen Stoffe, Fluten mit Gülle und Stickstoff etc. bringt pro Hektar und Jahr schon mal eine CO2-Reduktion von 1t.

Zwei Empfehlungen habe ich noch, die zeigen welche enormen echten THG-Kompensationsleistungen und CO2-Senkenbildungen mit geringem Aufwand erzielt werden können.

Beispiel 1: Wird beim Boden bspw. durch Teilentsiegelung der Dauerhumusanteil nur um rd. 1% aufgebaut, bedeutet dies eine CO2-Bindung von mind. 30t je ha (Vgl. Thünen-Report Nov.2018).

Beispiel 2: Jeder Kubikmeter Holz, der zuwächst, entzieht der Luft eine Tonne CO2. Mit zunehmendem Alter stellen gepflanzte Bäume eine rasch anwachsende Kohlenstoff-Senke dar. Wenn also auf dem Gemeinde-, Dorf- oder Stadtplatz sechs klimaresiliente Eichenarten (z.B. Stiel- oder Flaumeichen) gepflanzt werden, und an anderen geeigneten Stellen 994 Stück klimaresiliente Laubbaumarten (siehe hierzu bspw. www.lwg.bayern.de/landespflege/urbanes_gruen ) der Eichenwaldgesellschaften zukünftig wachsen dürfen, binden diese in den nächsten Jahrzehnten 5.000 t CO2 (gerechnet sind hier im Mittel 100kg/Baum/Jahr; Rötzer et al. 2020) (siehe hierzu auch Veröffentlichungen Lehrstuhl für Wachstumskunde TU München / Freising). Und dies ist ganz nebenbei verbunden mit einer allgemeinen Steigerung der Lebensqualität vor Ort sowie einer ganzen Reihe von Ökosystemdienstleistungen, wie Feinstaubfilterung, Schattenbildung, Lärmminderung, Wasserrückhaltevermögen, Lebensraum für Fauna und Flora usw. Das Laub kann zu lokalem Humus verarbeitet werden, was zu einer weiteren CO2-Speicherung führt.

Analog errechnen sich ebenso die CO2-Reduktionen durch zusätzliche Gebäudebegrünungen an Fassade / Dach bzw. in den Außenanlagen bei allen Freiraumtypen – damit wird die Dimension des CO2-Reduktionspotentials, das wir alle realisieren können, klar.

Zusammengefasst:
Ich finde es sehr, sehr wichtig, dass wir über Kompensationszahlungen Klimaschutzprojekte in ärmeren Ländern fördern; denn nur wenn wir weltweit am Klimaschutz arbeiten, werden wir die Klimaziele für den ganzen Planeten erreichen. Als alleineige Maßnahme für den eigenen Fußabdruck ist es keine Ausgleichsmaßnahme, die angemessen und ehrlich ist; genauer betrachtet ist es wieder nur ein sich in die eigene Tasche lügen. Man überweist Geld und dann kann man seine „Klimasünden“ vergessen, aufatmen und sich zurücklehnen. Wie jedoch vorhin verdeutlicht, müssen wir alle viel mehr Energie und Ressourcen in echte Kompensationsmaßnahmen in unserem Umfeld stecken, das Potential zur CO2-Senken-Bildung ist riesig und so können wir auch für unsere Lebensbilanz wieder ein Gleichgewicht herstellen.

Franz:
Herzlichen Dank für die Interviews mit dir in den letzten Monaten – hat Spaß gemacht und wir haben viel gelernt!
Was möchtest du unseren Lesern am Schluss noch mitteilen?

Hermann:
Lieber Franz, danke dir für die brillante Interview-Idee, auch wenn mir deine Fragen manchmal schon zu schaffen gemacht haben. Danke für dein gutes Engagement und besonders freut mich natürlich, dass die Serie in forum Nachhaltig Wirtschaften 9.000 Lesern präsentiert wurde.
Wenn jemand Interesse an der weiteren Verbreitung des Interviews hat  (z.B. Abdruck in regionalen Zeitungen, Gemeindebriefen usw.) … bitte auf mich per Email zugehen.
Mir läge noch am Herzen, dass die Leser*innen nach der Interviewlektüre nicht wieder einfach zur Tagesordnung übergehen. Sondern jetzt – in diesem Augenblick – aufstehen, die Familie versammeln oder eine Nachricht an Bekannte, Freunde, Verwandte schreiben mit der Botschaft:
Wir/ich mache(n) jetzt Ernst. Ich plane zukünftig 20% meiner Zeit dafür ein, in einem Gemeinschaftsgarten mit zu arbeiten, Bekannte von der schönen enkeltauglichen Zukunft zu überzeugen, am Montag einen Sitzstreik vor dem Rathaus zu machen („Mondays4future“), Freund*innen zu einem KFL-Kurs zu bewegen, Naturkleider zu nähen, mit Kindern Fassaden zu begrünen, Christ*innen zu bewegen bei mir (Hermann Hofstetter) christians4future-Fahnen zu bestellen um am 24.09. beim Klimastreik dabei zu sein (kann man auch vom Balkon hängen lassen).“

Ich habe noch ein wichtiges Angebot:
Für diejenigen, die sechs Gleichgesinnte zusammenbringen, kann ein neuer Kurs „Klimafreundlich Leben“ starten – bitte ebenfalls bei mir melden.

Mir geht es darum, dass wir uns zusammentun und die Welt ins Positive verändern. Ich glaube, wenn wir Verantwortung übernehmen, nicht warten auf die göttliche Eingebung, sondern die Dinge JETZT in die Hand nehmen, wird es ein gutes Leben in der Zukunft geben, für alle – mit Versorgungssicherheit und Sinn für das Wesentliche.

Und: Gibt es etwas Erfüllenderes und Größeres als auf einen guten, nachahmenswerten und die Lebensgrundlagen für unsere Enkel sichernden Weg zurückzublicken; ich glaube, nein!

Franz:
Wir wünschen dir für deine wertvolle und wichtige Aufgabe weiterhin viel Erfolg!  

Save the date: 25.3.2021 – online-Schnupperkurse „Klimafreundlich Leben“ – für Unternehmen und Privatpersonen

Save the date – Online-Schnupperkurs
Klimafreundlich Leben: gemeinsam – inspirierend – konkret!
mit …
Judith Landes &
Franz Galler
(eigene Fotos)

Ein Angebot für Unternehmen oder Privatpersonen, Vereine bzw. Multiplikator*innen
Corona ist in aller Munde, doch der Klimawandel macht deswegen nicht halt!
Die Pilotphase dreier Klimafreundlich Leben Kurse vom Katholischen Bildungswerk Traunstein ist abgeschlossen und die Ergebnisse sind überzeugend: in vielen kleinen und großen Schritten wird der CO2- Fußabdruck zum Teil erheblich gesenkt!

Was steckt hinter dem Titel „Klimafreundlich Leben“?
Ganz kurz zusammengefasst: „Klimafreundlich Leben“ bedeutet: Ein Moderator – Eine Gruppe mit max. 10 Unternehmen/Personen – eine Aufgabe je Termin – sechs Termine!

Es geht nicht so sehr um Theorie und Wissen, sondern vielmehr ums Anpacken und Handeln!
Darum wird zwar Hintergrundwissen zum Klimawandel vermittelt, der Schwerpunkt des Kurses liegt aber auf der konkreten Umsetzung: „Was kann ich in meinem persönlichen oder beruflichen Leben ganz konkret tun, um meinen CO2-Fußabdruck zu senken?“

Die Teilnehmenden stellen sich an jedem Termin eine neue Aufgabe, deren Umsetzung beim nächsten Mal vorgestellt wird. Durch den gemeinsamen Austausch entsteht eine hohe Motivation und Verbindlichkeit, die persönlichen Aufgaben umzusetzen. Für jede erfolgreiche Umsetzung gibt es Klimapunkte, die am Ende des Kurses vom KBW Traunstein kompensiert werden.
Alle wichtigen Infos zum sechsmoduligem „Klimafreundlich Leben“ Kurs auf 1 Seite finden Sie hier

Kurs-Format für Unternehmen, Organisationen, Netzwerke und Multiplikator*innen besonders interessant
Klimafreundlich Leben ist nicht nur für Privatpersonen geeignet – wir bieten das Kursformat auch als maßgeschneidertes Vernetzungs- und Umsetzungs-tool  für Unternehmen an.
C02-Fußabdruck senken – gemeinsam. konkret. wirkungsvoll
Hier ausführliche Informationen zu unserem besonderen Angebot für nachhaltig orientierte Unternehmen/Organisationen. Auf Wunsch incl. Berechnung des Unternehmens-Fußabdrucks und Infos bzw. regionaler Handlungsoptionen rund um eine mögliche CO2-Kompensation!

Neugierig geworden?
Wenn Sie mehr darüber wissen wollen, dann nehmen Sie doch an unserem Online-Schnupperkurs teil!
Dort erfahren Sie:
* Welche Inhalte an den sechs Terminen behandelt werden,
* Was die spielerischen Elemente des Kurses sind,
* Wie „Klimafreundlich Leben“ von Privatpersonen, Unternehmen und Organisationen bzw. Vereinen Online oder in Präsenz durchgeführt werden kann und
* vor allem was „Klimafreundlich leben“ bewirken kann

Wir bieten den Online-Schnupperkurs am 25.3.2021 zweimal an – je nachdem Sie sich als Unternehmen oder Privatperson, Verein oder Multiplikator*in dafür interessieren.
Bitte geben Sie bei der Anmeldung an, an welchem Kurs Sie teilnehmen möchten. Nach Anmeldung erhalten Sie von uns einige Tage vor dem Kurs den Zoom-Zugangscode.

Wann:
25.3.2021 von 9.00 – 11.00 Uhr für Unternehmen
25.3.2021 von 18.30 – 20.00 h für Privatpersonen, Vereine, Multiplikator*innen

Kosten:
Ihnen entstehen keine Kosten, wir freuen uns allerdings sehr, wenn Sie für Ihre Teilnahme am Schnupperkurs z.B. bei Oxfam ein Klimaretter-Kit spenden

Teilnehmerzahl:
max. 25 Personen

Anmeldung an:
ed.noiger-egitlahhcannull@ofni

Mein Interview mit Dr. Johann Lecker und Peter Ranzinger zur erfolgreich gelaufenen C02-Bilanzierung vom Biohof Lecker

Klimafreundlich Leben“  als Kursformat – maßgeschneidert eingesetzt – kann erfolgreich eine geplante C02-Ersparnis von Unternehmen, Organisationen, Vereinen und auch Kommunen unterstützen. Vor allem dann, wenn die konkrete Umsetzung der C02-Reduktion in Kooperation mit den Angestellten und Kund*innen passieren soll.

Lesen Sie hier im Interview mit Hans Lecker und Peter Ranzinger, wie das konkret gelaufen ist …

Franz: Hans – du betreibst in Laufen/Obb. einen Biohof samt Ökokiste und Online-Laden für Bioprodukte. Bevor wir darauf eingehen, wie die C02-Bilanzierung konkret gelaufen ist, welche Aha-Effekte du dabei hattest und wie du dein Ziel „C02-neutrale Ökokiste in 2020“ schlussendlich geschafft hast, an dich die Frage: warum hast du dich denn überhaupt zu diesem Schritt entschieden?

Hans: Zu den gesellschaftlichen Auswirkungen unseres Wirtschaftens in ökologischer Sicht hatten wir bereits 2017 durch die Erstellung unserer ersten Gemeinwohlbilanz Wesentliches erfahren. Dabei befassten wir uns auch das erste Mal intensiver mit dem Thema CO2 Fußabdruck unseres Betriebes. Parallel zu den immer lauter werdenden Stimmen von fridaysforfuture beschäftigte ich mich in letzter Zeit immer mehr mit der Klimawirkung unseres eigenen Betriebes und habe mich deshalb auch der Initiative „Verantwortungsvoll Wirtschaften“ der Wirtschaftsförderung BGL und der Bewegung Farmers for Future angeschlossen.
Von der Erstellung eines validen CO2 Fußabdrucks erwartete ich mir die Grundlage für eine objektive Einschätzung unseres Einflusses auf die globalen CO2 Emissionen. Und natürlich einen konkreten Handlungsleitfaden, mit welcher Strategie ich mit unserem Biohof am Sinnvollsten Maßnahmen ergreifen sollte, um damit unseren Beitrag im Sinne der Pariser Klimaschutzziele zu leisten.

Franz: … und wie bist du da jetzt konkret vorgegangen?

Hans: Zum Start habe ich mich zuerst entschieden, die C02-Bilanz für unsere Ökokiste und nicht für den gesamten Biohof zu erstellen. Um den Ausgangsstatus messen und begleitend fortschreiben zu können, brauchte ich analog dem UBA-Rechner für Privatpersonen ein entsprechendes C02-Bilanzierungstool. Und hier kam dann Peter ins Spiel, der mir von dir empfohlen wurde. Mir war wichtig, dass Peter nicht nur so ein tool hatte, sondern auch damit schon wertvolle Erfahrungen vorweisen konnte.
Wir haben dann im ersten Schritt Daten für unseren Ökokisten-Lieferbetrieb ermittelt, die ich Peter übergab. Die wesentlichen Fragen waren hierbei …
* wie hoch ist der Verbrauch fossiler Energieträger für unseren Fuhrpark?
* wie hoch sind die Ressourcen für unsere Heizung?
* welchen Strombedarf haben wir bei welchem Anbieter?
* welche Abfallmengen hat unsere Ökokiste?
* wie schaut es bei der Mobilität in Bezug auf die Lieferketten incl. der Anfahrtswege unserer Mitarbeiter*innen aus?
Der Aufwand bei der Ermittlung der Daten war im Nachhinein betrachtet überschaubar.

Franz: Peter – du hast schon erfolgreich C02-Bilanzen für Unternehmen und auch Kommunen erstellt. Kannst du uns zuerst etwas zu diesem angesprochenen tool sagen und dann natürlich, was die wesentlichen Ergebnisse der Berechnung bei Biohof Lecker waren?

Peter: Gerne! Wir haben ein eigenes C02-Bilanzierungstool von mir eingesetzt, das auf dem Greenhouse-Gas-Protocol basiert. Betrachtet werden hierbei die Sektoren Liegenschaften, Transport, Sonstiges (Papier, Abfall…) und der KlimaPlus-Beitrag (Eigenerzeugung Energie).
In den entsprechenden Sektoren ergab sich bei der Ökokiste folgendes Ist-Ergebnis in C02-Äquivalenten:
– Liegenschaften 0,91 % (333 kg)
– Transport 95,28 % (34.956 kg)
– Sonstiges 3,81 % (1.398 kg)
– KlimaPlus -37,99 % (-13.932 kg)
Er stellte sich also heraus, dass – eigentlich logischerweise – der höchste Anteil bei der Ökokiste im Sektor „Transport“ zu verzeichnen war. Der KlimaPlus-Anteil stammt aus der Erzeugung von Strom aus einer PV-Anlage mit 30.000 kWh/Jahr. Damit verbleiben 22.700 kg CO2 als Minus.

Franz: Hans – wie ging es dir mit dem Ergebnis, warst du überrascht?

Hans: Es ist einfach gut, konkrete Zahlen vorliegen zu haben, denn darauf lässt sich eine Veränderung bewirken. Einerseits war das Ergebnis wie erwartet, andererseits gab es auch einen großen AHA-Effekt für mich.

Franz: da sind wir jetzt aber gespannt … :)

Hans: Dass unser Fuhrpark mit aktuell 4 Diesel-Transportern den größten Anteil an den CO2 Emissionen haben würde, das hatte ich schon vorher vermutet. Überrascht war ich jedoch von dem hohen Anteil, den unsere Mitarbeiter durch ihre Anfahrtswege zum Betrieb an unserer CO2-Bilanz haben.
Andere Bereiche fielen weniger als erwartet ins Gewicht. Der Grund: den Großteil unseres Strombedarfs decken wir mit unserer PV-Anlage, der Rest kommt von einem Ökostromanbieter. Geheizt wird mit Hackschnitzeln aus dem eigenen Wald, zusätzlich wird Abfall durch verstärkte Nutzung von Mehrwegbehältnissen immer weiter reduziert.

Franz: die Ist-Analyse ist eines – wie ist es denn nun weitergegangen und was hast du konkret gemacht, dass deine Ökokiste in 2020 C02-neutral wurde?

Hans: nach der Analyse von Peter war mir klar, dass bei uns im Bereich der Mobilität der größte Hebel zur Vermeidung von Emissionen liegt. Im Dialog mit Peter hat sich für mich eine klare Strategie heraus kristallisiert, die ich dann auch umgesetzt habe. Wir haben unsere PV Anlage erweitert und eine Wall-Box zum Laden für Elektrofahrzeuge installiert. Im Dezember kommt jetzt noch unser erster E-Transporter hinzu.
Um die CO2-Bilanz unserer Mitarbeiter zu verbessern, habe ich Ihnen angeboten, ein Job-Rad zu leasen. Jede/r Mitarbeiter*in, die/der mit dem Fahrrad den Weg zum Betrieb fährt, bekommt zudem 30 Ct je km als Einkaufsgutschein von uns. Seit der Einführung werden jetzt wöchentlich 200 km weniger mit dem Auto gefahren.

Peter: ich finde das wirklich sehr gut, was Hans da in dieser kurzen Zeit gemacht hat. Vor allem, die Mitarbeiter*innen dabei so innovativ einzubinden, finde ich vorbildlich. Trotzdem war uns beiden schnell klar, dass sein Ziel „bis Ende des Jahres C02-neutral“ zu sein, nicht ohne C02-Kompensation zu schaffen sein würde.

Franz: Kompensation! Das ist ein spannendes Thema … Hans – was hast du denn dann gemacht?

Hans: da wir unsere Emissionen nicht kurzfristig eliminieren können, werden wir dieses Jahr noch über die Greensurance Stiftung kompensieren. Dabei werden Moorflächen in Oberbayern re-naturiert und Solarkocher finanziert.
Mittelfristig ist mein Ziel, unsere eigenen Emissionen auch „inhouse“ so weit wie möglich zu reduzieren. Dazu habe ich mir vorgenommen, die noch zu kompensierenden CO2 Emissionen zukünftig über einen innerbetrieblichen Humusaufbau zu schaffen. Das wird noch spannend :)

Franz: das kann man wohl sagen. Zum Schluss noch die Bitte um ein Abschluss-Statement und die Frage, ob ihr diese tolle story gemeinsam mit mir auch  interessierten Unternehmer*innen präsentieren würdet, wenn wer auf mich zugeht?

Hans: gerne bin ich da dabei  … ich denke, die Zeit ist für uns Unternehmen reif dafür, sich sein eigenes Klimaziel zu stecken! Deswegen heißen wir ja auch „Unternehmer“ und nicht „Unterlasser“ :)

Peter: natürlich bin ich da gerne dabei … wichtig ist mir, dass wir beim Thema C02-Fußabdruck für Unternehmen oder Kommunen noch mehr Augenmerk auf eine möglichst nahe und nachhaltige Beschaffung als auch nahe Kompensation legen!

Franz: Es bleibt spannend!
Dann darf ich mich bei euch Beiden recht herzlich bedanken!