Wie Anna im Alter von 79 Jahren lernte, in Geld-Dingen auf eigenen Füßen zu stehen

Über 30 Jahre beriet ich eine Familie rund um ihre Finanzen und aus einer Kundenbeziehung ist über die Jahre gute Freundschaft geworden.
2017 beendete ich meine Tätigkeit als Vermögensberater. Gefühlt hatten wir zu dem Zeitpunkt alles bestens für den Erhalt und die Übergabe des Vermögens an die Erben organisiert.
Als der Mann nach über 50 Jahren Ehe verstarb, kam es dann doch leider ganz anders.

Lesen Sie hier im Interview mit Anna (79, Name geändert), was passiert war und welche Lehren Anna daraus gezogen hat …

Franz:
Hallo liebe Anna!
Mein Ansprechpartner rund um eure Finanzen war immer dein Mann Uwe – mit ihm kümmerte ich mich um eure  Geldanlagen, Versicherungen und Kredite. Dann gab es noch einen Steuerberater und Freund des Hauses, der zusammen mit Uwe die Steuern erledigte und auch auf eure vermieteten Immobilien schaute.
Nachdem ich 2017 meine Tätigkeit als euer Vermögensberater beendete, hatte ich nicht damit gerechnet, dass du mich anrufen und um Hilfe bitten würdest.
Das war vor ca. 1. Jahr.
Anna – was war passiert?

Anna:
Für den Fall des Ablebens gibt es ein Ehegatten-Testament und da die noch minderjährigen Enkel alles erben sollen, wurde unser Steuerberater und Freund bis zum Erreichen des 25igsten Lebensjahres unserer Kleinsten (sie ist jetzt 13) auch zu unserem Testamentsvollstrecker mit Gesamtvollmacht eingesetzt. All das hat mein Mann mit unserem „Steuerberater und Freund des Hauses“ so vereinbart.
Was nach dem Tod meines Mannes passiert war?
Nichts war passiert … Sendepause!
Seine versprochene Unterstützung und Hilfe bei den notwendigen Formalitäten zwecks Erbschein usw. blieb aus. Dafür kamen lfd. Rechnungen, die ich nicht nachvollziehen konnte. Er empfahl mir die vermieteten Immobilien zu verkaufen und schlug mir sogar vor, aus meinem Haus aus- und in ein Heim einzuziehen. Das Haus könne man sicherlich gut verkaufen.
Aus unserem Haus ausziehen? Das war das, was ich am Allerwenigsten wollte.
Meine Tochter lebt mit den Enkeln in Australien und ich bin hier ganz allein … mir ging es auch gesundheitlich immer schlechter …
Als ich dann eine Doku im Fernsehen über mögliche Probleme und horrende Gebühren in Zusammenhang mit einer Testamentsvollstreckung sah, da dachte ich mir: „Oh Gott! Was hat Uwe da gemacht und wie konnte ich das alles nur blindlings so unterschrieben?“
Da habe dich angerufen, denn ich wusste nicht, wer mir ansonsten helfen sollte.
Und jetzt – nicht mal 1 Jahr später – geht’s mir wieder gut …
Von dir koordiniert und in Absprache mit meiner älteren Schwester, unter Mithilfe einer netten Dame vom Nachlassgericht und mit Beratung einer Rechtsanwältin konnten wir die Testamentsvollstreckung widerrufen, den Steuerberater wechseln und alle Vereinbarungen für Vorsorge, Betreuung und Gesundheitssorge bzw. Pflege neu regeln. Zusätzlich haben wir noch eine Haushaltshilfe eingestellt, die mittlerweile meine Freundin geworden ist.
Jetzt bin ich nicht mehr allein – im Gegenteil … ich fühle mich aufgehoben in einem Team von Freunden, die sich um mich kümmern und weiß alles bestens für meine Enkeln geregelt, wenn ich einmal nicht mehr da sein sollte.

Franz:
Wenn du mal zurückschaust – was würdest du aus heutiger Sicht anders machen?

Anna:
Über 50 Jahre kümmerte ich mich um Haushalt & Kind und mein Mann darum, dass das Geld hereinkam und um alles rund um unsere Finanzen.
Das war nicht nur unsere Rollenverteilung, sondern das war einfach früher so üblich. Ich hatte zwar über unsere Konten und Anlagen theoretisch eine Vollmacht, aber gelaufen ist das alles auf meinen Mann und entschieden haben alles andere.
Ich habe alles unterschrieben, was Uwe mir nach Absprache mit seinen Beratern vorgelegt hatte und wusste im Grunde überhaupt nicht Bescheid.
Das war aus Sicht von heute ein Fehler von mir, denn das war kein Vertrauen … das war Dummheit!
Was ich aber erst dann bemerkte, als mein Mann nicht mehr da war.
Meine Lehre daraus ist:
„Anna, du unterschreibst nur mehr etwas, wenn du alles verstehst und du wirklich ein gutes Gefühl dabei hast!“
Das Schönste ist jetzt, dass meine Angst vor diesen Finanzsachen wie weggeblasen ist, denn ich weiß nun alles bei meinem „Team“ in besten Händen.

Franz:
Danke dir liebe Anna – ich denke, du hast mit deiner persönlichen Geschichte vielen Mut gemacht!

 

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